Lehrevaluation

Thesen

  • Die studentische Veranstaltungsbewertung mit EvaSys bietet einen strukturierten Rahmen zum Austausch über die Lehre.
  • Auf Grundlage der Ergebnisberichte werden Rückmeldegespräche zwischen Studierenden und Lehrenden geführt.
  • Die RUB hat dieses Feedbackgespräch mit den Studierenden zur obligatorischen Aufgabe der Lehrenden und zum eigentlichen Zweck der studentischen Lehrveranstaltungsbewertung erklärt.
  • Ziel ist es, eine Feedbackkultur zu etablieren, in der die gemeinsame Verantwortung für das Gelingen von Lehre sichtbar und gelebt wird.
  • Rückmeldegespräche können herausfordernd für Lehrende sein. Da hilft es, sich an Kommunikationsmodellen zu orientieren.
  • Feedback-Regeln sind hilfreich für die Gesprächsführung.

Studentische Veranstaltungsbewertung

Die studentische Lehrveranstaltungsbewertung wird an der RUB regelmäßig – mindestens alle zwei Jahre – in allen Fakultäten durchgeführt. Mit Hilfe von standardisierten Fragebögen werden die Rückmeldungen der Studierenden zur Veranstaltung und zum Vorgehen der Lehrperson erhoben.

Die technische Unterstützung durch EvaSys erleichtert den Lehrenden dabei die Durchführung: Die Rückmeldungen können entweder online erhoben werden oder die gedruckten und ausgefüllten Fragebögen gescannt werden. In beiden Fällen übernimmt EvaSys die Auswertung der Fragebögen. Die Lehrenden bekommen anschließend die zusammengefassten Rückmeldungen in einem Ergebnisreport zugeschickt.

Die studentische Veranstaltungsbewertung bietet einen strukturierten Rahmen zum Austausch über die Lehre. Auf Grundlage der Ergebnisberichte werden Rückmeldegespräche zwischen Studierenden und Lehrenden geführt. So …

  1. … haben Sie die Gelegenheit differenziertere und über die Fragen des Fragebogens hinausgehende Rückmeldungen zu bekommen,
  2. … erfahren die Studierenden, welche Konsequenzen Sie aus ihren Rückmeldungen ziehen,
  3. … ist es den Studierenden möglich, ihre persönliche Rückmeldung ins Verhältnis zu denen ihrer Kommiliton*innen zu setzen.

Wie können solche Rückmeldegespräche gewinnbringend geführt werden? Im Folgenden finden Sie hierzu konkrete Anregungen und Tipps.

Rückmeldegespräche zur Lehrevaluation führen

Das Ziel von Rückmeldegesprächen

Das Rückmeldegespräch eröffnet Ihnen die Chance, differenziertere Rückmeldungen zu den Ergebnissen ihrer Lehrevaluation zu bekommen. Ziel ist es, eine Feedbackkultur zu etablieren, in der die gemeinsame Verantwortung für das Gelingen von Lehre sichtbar und gelebt wird. Die RUB hat das Feedbackgespräch mit den Studierenden zur obligatorischen Aufgabe der Lehrenden und zum eigentlichen Zweck der studentischen Lehrveranstaltungsbewertung erklärt.

Die Vorbereitung

Für das Gespräch mit den Studierenden sollten Sie mindestens zwanzig Minuten in der Lehrveranstaltungssitzung nach der Evaluation einplanen. Überlegen Sie als sich anhand der Ergebnisse vorab, welche Aspekte Ihnen besonders wichtig sind. Begründen Sie im Plenum Ihre Auswahl. Dabei kann es helfen, wenn die zu besprechenden Ergebnisse medial dargestellt werden, zum Beispiel eine Grafik aus den Gesamtergebnissen vorliegt. Beachten Sie jedoch, wenn Sie etwas aus den Ergebnissen kopieren: Antworten aus einem offenen Frageteil müssen abgetippt werden, da sonst die Handschriften einzelner Studierender sichtbar wären und dies die aus Datenschutzgründen erforderliche Anonymität untergraben würde. Hilfreich kann es auch sein, wenn Sie den Studierenden die Feedbackregeln vergegenwärtigen, zum Beispiel durch eine Visualisierung. Die wichtigsten Regeln, an die sich die Kursteilnehmenden, aber auch die Lehrpersonen halten sollten, lauten:

  • Versuchen Sie so konkret wie möglich zu sein. Beziehen Sie sich auf eine beispielhafte Situation.
  • Versuchen Sie nicht zu verallgemeinern, bleiben Sie bei sich, um Ihre Position deutlich zu machen.
  • Überlegen Sie sich konkrete Verbesserungsvorschläge.
  • Geben Sie wenn möglich auch positives Feedback, um gelingende Verhaltensweisen zu verstärken.

Die Durchführung

Wichtig für ein Rückmeldegespräch ist, dass das Feedback, das Sie von den Studierenden erhalten möchten, im Vordergrund steht. Zugleich moderieren Sie aber auch den Austauschprozess, Sie agieren also in einer Doppelrolle. Teilen Sie den Studierenden zu Beginn mit, dass Ihnen ihre Rückmeldungen wichtig sind. Stellen Sie die ausgewählten Ergebnisse vor, und holen Sie aktiv weitere Rückmeldungen zu den angesprochenen Punkten ein. So können Sie Einschätzungen und konstruktive Vorschläge sammeln. Um eine differenziertere Rückmeldung zum Item „Der/die Dozent/in stellt hilfreiche und sinnvolle Begleitmaterialien zur Verfügung“ zu erhalten, können Sie beispielsweise fragen:

  • Welche Begleitmaterialien haben Sie als hilfreich erlebt? Warum?
  • Was hätten Sie sich darüber hinaus für Begleitmaterialien gewünscht?

Sie können die Studierenden bitten, ihre Rückmeldungen im Plenum vorzutragen. Wenn nur vereinzelnd Antworten eingebracht werden, kann in Kleingruppen diskutiert und anschließend die Ergebnisse vorgetragen werden. Möglicherweise stellt sich im Dialog mit den Kursteilnehmenden heraus, dass auch einige Studierende die Begleitmaterialien zumeist hilfreich fanden, jedoch keinen Zugang zu der von Ihnen genannten Literatur hatten (beispielsweise weil diese nur in Präsenzbeständen der Fachbibliotheken zu finden ist). Diese Information könnten Sie wiederum gezielt nutzen, um im nächsten Semester einen leichteren Zugang zur Literatur zu schaffen.

Bei offenen Rückmeldung aus Freitextfeldern, zum Beispiel „Viel zu viele und zu schwere Texte“, können Sie sich erst einmal ein Meinungsbild im Kurs verschaffen. Führen Sie eine anonyme Meinungsumfrage durch, indem Sie die Studierenden bitten, die Frage „Stimmen Sie dieser Aussage zu?“ auf einem Zettel mit „Ja oder „Nein“ zu beantworten. So bekommen Sie einen Eindruck, wie viele Studierende diese Meinung teilen. Danach kann bei Bedarf näher nachgehakt werden mit Fragen wie:

  • Gab es Texte, die Sie besonders schwierig fanden? Welche waren das?
  • Warum haben Sie diese als schwierig empfunden?
  • Gibt es auch andere Meinungen?

In (großen) Vorlesungen ist es schwieriger, sich Feedback der Studierenden einzuholen. Aber Sie können hier die Teilnehmenden bitten, die Ergebnisse einer mehrminütigen Kleingruppen-Diskussion stichpunktartig aufzuschreiben und Ihnen diese am Ende der Sitzung zu überreichen oder eine Gruppe von Freiwilligen bilden, die nach der Veranstaltung mit Ihnen die Ergebnisse diskutiert.

Der Abschluss

Schließen Sie das Rückmeldegespräch, indem Sie den Studierenden sagen, was Sie für sich mitnehmen. Dies können, müssen aber keine direkten Schlussfolgerungen sein. Auch Denkanstöße gehören dazu. Selbstverständlich bleibt es Ihnen überlassen, welche Konsequenzen Sie ziehen: Sie entscheiden, was für Sie wichtig und hilfreich ist. Reflektieren Sie: Inwiefern können und möchten Sie es in die Gestaltung Ihrer Lehrveranstaltungen einbeziehen? Gibt es Dinge, die Sie anders machen möchten und können? Kommunizieren Sie Veränderungen, die sich aus der Evaluation und dem Rückmeldegespräch ergeben, in einer der letzten Sitzungen der Lehrveranstaltung an die Studierenden. So zeigen Sie Wertschätzung gegenüber den Lernenden.

Stolpersteine im Rückmeldegespräch

Schwierig ist es, wenn Sie sensible Punkte im Rückmeldegespräch ansprechen wollen. So könnte es zum Beispiel passieren, dass Studierende auf eine Freitext-Frage im Evaluationsbogen geantwortet haben mit der Aussage: „Das Zeitmanagement ist nicht gut“. Damit Sie dies nicht als persönlichen Angriff verstehen, ist es hilfreich, wenn Sie sich das Modell der Vier Seiten einer Nachricht von Friedemann Schulz von Thun vor Augen führen. Die Aussage können Sie auf vier Ebenen betrachten:

  • Sie können sich fragen, was die Rückmeldung sachlich bedeuten könnte, zum Beispiel, dass in Ihrer Lehrveranstaltung Zeit für Diskussionen fehlt.
  • Möglicherweise schauen Sie darauf, was die Studierenden mit dieser Aussage über sich selbst offenbaren, und stellen fest: Die Studieren haben Angst, nicht alles zu verstehen.
  • Oder Sie reflektieren die Beziehungsebene dieser Freitext-Antwort. Wünschen sich die Studierenden einen intensiveren Austausch untereinander und mit Ihnen als Lehrperson?
  • Vielleicht steckt auch ein Appell in der Aussage, beispielsweise „Bitte planen Sie mehr Zeit für Diskussionen ein“.

Sie sehen: Auch vermeintlich persönliche Kritik müssen Sie nicht persönlich nehmen, sondern Sie können sich für einen bewusst sachlichen Umgang mit der möglicherweise nur unglücklich formulierten Aussage entscheiden.

Eine aktualisierte Version des Leitfadens zum Rückmeldegespräch zur Lehrveranstaltungsbewertung an der RUB finden Sie hier als pdf (Stand Dez. 2022).

Was sagen Studierende?

"Mein*e Traumlehrende*r evaluiert einmal komplett zu Anfang, Mitte und Ende des Seminars. Es wird nach den gegenseitigen Erwartungen gefragt und man hat die Möglichkeit, Kritik anzubringen. Man bekommt auch deutlich gesagt, was genau erfüllt werden muss." (3. Mastersemester Geschichte und kath. Theologie)

Rückmeldegespräche: Tipps von Lehrenden (Video)

Was sagen Lehrende und Studierende der RUB zu Rückmeldegesprächen zur Lehrevaluation? Wir haben uns umgehört.

Das Video enthält deutsch- und englischsprachige Untertitel.

 

Transkript zum Video (in deutscher Sprache)

Das Feedbackgespräch
Austausch nach der Evaluation

[Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre 0:00:03 - 0:00:26]
Die Feedbackgespräche sind der eigentliche Sinn und Zweck der Evaluation. Es geht dabei ja darum - und so ist es in der Evaluationsordnung ja auch durchaus vorgesehen - dass Dozenten eine Rückmeldung erhalten, was wie bei den Studierenden angekommen ist. Zunächst einmal ist der Evaluationsbogen eine Möglichkeit zu erkennen, ob diese Intention tatsächlich so auch bei den Studierenden angekommen ist.

[Frank Wissing, Studentische Veranstaltungsbewertung 0:00:26 - 0:01:27]
Nachdem die Fragebögen in der Veranstaltung ausgefüllt sind, gehen sie zurück ins Druckzentrum per Hauspost oder können dort persönlich abgegeben werden. Dort werden sie eingescannt und werden von EvaSys dann vollautomatisch ausgewertet. Was das System dann auch macht, ist, dass es automatisch eine e-Mail an unsere Lehrenden heraus schickt mit der Info, dass die Ergebnisse jetzt zur Verfügung stehen. Das passiert in der Regel innerhalb des Semesters binnen 24 Stunden.
Dann kommt aber der eigentlich wichtige Teil und der Kern des Feedbackverfahrens an der RUB, und zwar das Feedbackgespräch. Das heißt die Ergebnisse werden den Studierenden zurückgekoppelt. Da geht es um eine Rückmeldung für die Lehrenden zu der Veranstaltung insgesamt. Da geht es darum, Anhaltspunkte zu bekommen zur Verbesserung der Lehre und vor allen Dingen geht's darum, dass Lehrende und Studierende über die Veranstaltung ins Gespräch kommen.
Die Lehrveranstaltungsbewertung findet verpflichtend und flächendeckend alle zwei Jahre statt. Es kann aber auch sein, dass Fakultäten für sich festgelegt haben, dass sie häufiger verpflichtend und flächendeckend durchgeführt wird. Da sind also die Fakultäten frei, nach oben abzuweichen. Alle zwei Jahre ist es allerdings Pflicht.

[Cemal Esen, Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik 0:01:31 - 0:02:20]
Ich führe die Feedbackgespräche in jeder meiner Lehrveranstaltungen durch und bereite michnatürlich darauf vor und schaue mir die Ergebnisse an: was dabei herausgekommen ist, was für Kommentare die Studiereden abgegeben haben. Ich führe dann halt die Gespräche im Rahmen einer der nächsten Veranstaltungen durch und stelle zunächst das Ergebnis vor, damit auch jeder Studierende sieht, was bei der Evaluierung heraus gekommen ist. Durch das Gespräch haben die Studierenden auch die Möglichkeit, ihre Kreuze mit Worten zu beschreiben, so dass ich dann auch in diesen Mehrwert an Informationen habe - warum dieses Kreuz da gemacht wurde und nicht woanders und damit man auch über die Maßnahmen sprechen kann, wie man es denn halt anders machen könnte, so dass auch die Studierenden auch letztendlich das Gefühl haben oder haben müssen, dass ihre Meinung auch zählt.

[Student 1 0:02:20 - 0:02:34]
Der Vorteil einer solchen Feedbackrunde liegt einfach darin, dass man die Gesamtheit der Ergebnisse sieht und dass man vielleicht Themenpunkte, die in den Kurzfragen der Evaluation nicht so einfach geklärt werden können, nochmal genauer erklären kann.

[Studentin 2 0:02:20 – 0:02:50]
Das finde ich generell sehr gut, weil wenn man etwas ausfüllt, dann sollte man auch ein Feedback dazu bekommen. Durch so ein Gespräch merkt man auch, ob der Professor das, was man da hin schreibt, wirklich ernst nimmt und das auch registriert. Sonst macht man es ja quasi umsonst, wenn man nicht weiß, was der Professor dazu sagt.

[Student 3 0:02:53 – 0:03:10]
Ich finde dies sehr wichtig und vorteilhaft, weil so auch noch ein Dialog zwischen den Lehrenden und den Studierenden zustande kommen kann. Es ist einfach wichtig, dass die Vorschläge, die von den Studenten gemacht werden, auch noch mal von Lehrenden aufgenommen werden können, sich die Lehrenden auch nochmal rechtfertigen und nachfragen, was die Studenten genau gemeint haben mit ihren Vorschlägen.

[Christiane Kleine-König, Wissenschaftliche Mitarbeiterin 0:03:13 - 0:04:05]
Bei uns bei den Geografen, im Geographischen Institut, wo ich wissenschaftliche Mitarbeiterin bin, da ist es Standard, dass wir unsere Lehrveranstaltungen bewerten lassen, also evaluieren. Da kann man ja auch sagen, das nehme ich zur Kenntnis, das geht einfach ins Monitoring der Fakultät mit ein. Ich könnte aber auch sagen, das nutze ich, um mich selbst zu weiter zu entwickeln. Also ich persönlich merke, dass ich bei den Ergebnissen an meine Grenzen komme, dass es da also eine Form von Dialog braucht. Ich muss die Möglichkeit haben, bestimmte Ergebnisse nochmal rückfragen zu können und die Studierenden fragen zu können, was sie denn eigentlich genau mit dieser oder jener Antwort gemeint haben. Also wenn ich mich persönlich weiterentwickeln möchte, mich und meine Tätigkeit als Lehrende, dann halte ich das für unabdingbar sozusagen. Da hat sich für für mich bewährt, dass ich zentrale Ergebnisse der Bewertung zwar vorstelle, aber dass ich dann vor allen Dingen konkrete Fragen an die Gruppe richte.

[Benedikt Jeßing 0:04:05 – 0:05:25]
Die Frage nach den Evaluations- oder Feedbackgesprächen in den Lehrveranstaltungen ist in gewisser Weise immer ein heikler Punkt, insofern, als ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Studierenden auch in einer gewissen Weise dazu überredet werden müssen, etwas zu sagen und Stellung zu nehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass noch niemals in einer schriftlichen oder dann auch in der mündlichen Evaluation, in den Feedbackgesprächen eine persönliche Kritik im Sinne einer Beleidigung oder unsachlichen Bemerkungen gefallen ist, sondern dass die Studierenden einerseits einen sehr scharfen Blick darauf haben, was gut, was schlecht läuft, und auch sehr konstruktiv berichten können, wie das in meiner Lehrveranstaltung gelaufen ist, und wie ich es gegebenenfalls noch hätte besser machen können. Insofern habe ich mit diesen Feedbackgesprächen sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht. Eine wichtige Voraussetzung allerdings für das Gelingen von Feedbackgesprächen ist die Kommunikationskultur, die man vorher im Seminarzusammenhang etabliert hat. Ich würde es mir wünschen, dass die Evaluation auch von den Studierenden viel stärker als ein Instrument wahrgenommen wird, mit dem sie sich selber beteiligt können. Die Qualität der Lehre, die sie erleiden oder im besten Falle genießen.

[Frank Wissing, Studentische Veranstaltungsbewertung 0:05:30 – 0:06:11]
Eine Frage, die häufig gestellt wird, ist eben auch: "Muss ich denn eigentlich alle Ergebnisse bis ins Kleinste vorstellen?" Das muss natürlich nicht unbedingt sein. Man kann sich als Lehrende besonders gute oder besonders schlechte Ergebnisse raussuchen und die nochmal vorstellen, oder Ergebnisse, die besonders breit streuen, um Studierenden auch einmal klar zu machen, dass es eine große Heterogenität in den Ergebnissen geben kann und man das vielleicht auch nicht immer allen recht machen kann. Ein schöner Hinweis ist, dass man sich vielleicht den Fragebogen selbst mal vornimmt und eine Prognose versucht, ihn also ausfüllt, und dann die eigene Prognose mit den echten Ergebnissen der Befragung der Studierenden nebeneinander legt, um zu gucken, gibt es da große Abweichungen und das sind so Themen, die man auch nochmal in einem Feedbackgespräch besonders hervorheben kann.

[Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre 0:06:13 – 0:07:14]
Es geht nicht darum, dass damit sich ein Dozent oder eine Dozentin eine Note abholt, sondern der eigentliche Sinn und Zweck ist es eben, dass darüber ein Gespräch geführt wird mit den Studierenden. Daraus erhält man nämlich eine Lernchance. Ein Evaluationsbogen sagt dazu erstmal nur begrenzt etwas aus, das ist ja etwas, was man genau von Studierenden auch erwartet, dass sie Hinweise annehmen, dass sie sich darüber weiterentwickeln, und es gibt eigentlich keine bessere Gelegenheit, das selber - wenn man so will - auch über Vorbildhandeln so ein bisschen tatsächlich auch zu zeigen. Gleichzeitig geht es der Universität ja schon darum, dass wir die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Lehre haben, in inhaltlicher Hinsicht, aber natürlich auch in methodisch-didaktischer Hinsicht, und dafür sind Lehrevaluationen eben ein Kerninstrument - nicht das einzige, aber doch ein wichtiges Instrument, um dieses zu beflügeln und darüber das Gesamtangebot an der Universität immer weiter zu optimieren.

 

Transkript zum Video (in englischer Sprache)

The Feedback Discussion
Planning a Discussion After the Evaluation

[Uta Wilkens, 00:04 - 00:26]
Feedback discussions are the main reason for the evaluation. Of course it's about--and this is expected in the evaluation guidelines - that the lecturers receive feedback on what came across to the students. First, the evaluation sheet is one way to determine, if intensions actually reached the students.

[Frank Wissing, 00:26 - 01:30]
After the evaluations are filled out in the course, they'll be sent to the printing center either via the internal post or they can be delivered in person. There they'll be scanned and are automatically analysed by the EvaSys. Also the system automatically sends an email to the instructor with the information that the results are now available. That usually happens during the semester within 24 hours. But then comes the actually important part--the core of the feedback process at the RUB--namely the feedback discussion. That means that the results are brought back to the students. It's about the feedback for the instructors for the complete course. It's about gaining reference points for improving teaching, and mainly so the instructors and students talk about the course with each other. Teaching evaluations are mandatory every two years, and take place in all the courses. It may be that faculties decide to make it manditory more often. That is left up to the departments to have them more often, but every two years it is definately manditory.

[Cemal Esen, 01:30 - 02:21]
I lead the feedback discussion in each of my courses, and prepare myself of course and look at the results: what came out of it, what comments the students turned in. I then lead the discussion in one of the following lessons. First, I present the results, so that each student sees what came out of the evaluation. In the discussion the students of course have the possibility to describe their multiple choice answers in words.. so that I understand, with a bit of additional information, why this cross was made there and not elsewhere. And on this basis one can talk about the possibilites how one could do it differently. So that the students also have the feeling in the end, or should have, that their opinion counts.

[Student 1, 02:21 - 02:34]
The advantage of such a feedback discussion is simply that you see the total results, and that you can maybe clarify some points, which can't be easily explained in short answers in the evaluation, in more detail.

[Student 2, 02:37 - 02:52]
I find feedback generally very good, because when you fill something out, then you should also get a feedback. Through his discussion you can tell if the professor really takes what you wrote seriously and really understands it. Otherwise you sort of do it for nothing if you don't know what the professor says about it.

[Student 3, 02:52 - 03:09]
I find such a discussion very important and advantageous, because then a dialogue between the teachers and students can take place. It's simply important that the suggestions made by the students can also be taken up by the teachers. The teachers also have the chance to defend themselves and ask what the students exactly meant by their suggestions.

[Christiane Kleine-König, 03:15 - 04:05]
By us, by the geographers in the Geographical Institute, where I am a teaching assistant, it's standard that we have our courses evaluated. And you could say, yes I take note of that, that is just part of the monitoring of the faculty, but I could also say, I'll use it to develop myself further. I personally notice that I have limited understanding of the results, that I need a form of dialogue so I have the chance to be able to ask about certain points, and to ask the students questions about what they meant precisely with one or two answers. So if I want to develop myself further and my abilities in teaching, then I consider a discussion rather indispensible. It's proven effective for me to initially present the central results of the evaluation, but most importantly that I direct specific questions to the group.

[Benedikt Jeßing, 04:06 - 05:29]
The question about the evaluation discussion or feedback discussion in the courses is in some ways always a sensitive point, in so far as I've experienced that students have to be somewhat convinced to say something and to take a position. I've never had the experience, not once, that in a written or in an oral feedback discussion too personal criticism came up in the sense of an offensive or uncalled-for remark. Rather the students take a sharp look at what went well or badly, and could also report constructively how my course went and how, when appropriate, I could have done something better. For this reason I've had very very good experience with these feedback discussions. Nevertheless, one important prerequisite for a successful feedback discussion is the culture of communication already established in the context of the seminar. I'd like the evaluation to be recognized, also by the students, as a much stronger instrument with which they can involve themselves in the course and influence the quality of the teaching that they have to suffer from or in the best case enjoy.

[Frank Wissing, 05:30 - 06:13]
One question that is asked often is, "Must I actually present all the results in great detail?" Which of course isn't necessary. As an instructor one can pick out the especially good or especially poor results and present them again, or the results that have a wide range of answers in order to make clear to the students that the results were varied and that one perhaps can't always please everyone. A good tip is that one can perhaps do the questionaire oneself and try to make a prediction. That is, fill out the questionaire, and then compare one's own prediction with the real results from the students' survey-- to look whether there are large differences and those are then the topics that can be especially emphasized in the feedback discussion.

[Uta Wilkens, 06:13 - 07:16]
It's not about a lecturer getting a grade. Rather the purpose is actually to lead a discussion with the students, whereby one has the chance to learn. An evaluation sheet can at first only give limited information. That's what is also expected from students- that they take pointers on how to develop themselves further. And there's actually no better opportunity to do the same -if you like, actually to show a little role model behaviour. At the same time at the Ruhr-Universität its also about continually further developing our teaching in regard to contents, but also naturally also regarding the teaching methods and didactics. For that the teaching evaluation is a central instrument--not the only one, but an important instrument to inspire improvement and continually to optimize what we have to offer at the Ruhr-Universität.

Praxisbeispiel zum Rückmeldegespräch

Vorbereitung der Evaluation

In den meisten Fällen führe ich die schriftliche Lehrveranstaltungsbewertung in der dritt- oder viertletzten Sitzung des Semesters durch. So kann ich garantieren, dass die Ergebnisse der Evaluation rechtzeitig vorliegen, damit das Rückmeldegespräch in jedem Fall spätestens in der letzten Sitzung des Semesters stattfinden kann. Bevor ich die Bögen austeile, motiviere ich die Studierenden vor allem, die Freifelder für ihre Antworten zu nutzen und erkläre, dass ich aus diesen Antworten am meisten für mich und meine Lehre ziehen kann. Denn anhand konkreter Beispiele aus den Freifeldantworten „Gut gefallen hat mir...“ und „Verbessert werden sollte“ können wir später im Rückmeldegespräch besser in einen Dialog treten.

Vorbereitung des Rückmeldegespräches

Im Vorfeld des Rückmeldegesprächs setze ich mich selbst intensiv mit den Evaluationsergebnissen auseinander. Dabei interessieren mich vor allem die Antworten, bei denen die Einschätzungen der Studierenden weit auseinandergingen oder bei denen ein Großteil eher schlechtere Noten vergeben hat. In meiner letzten Evaluation waren sich die Studierenden beispielsweise sehr uneinig darüber, ob die Komplexität des Stoffes groß war. Außerdem habe ich mich hier bei der näheren Beschäftigung mit den Ergebnissen auch gefragt, ob die Bewertung des Stoffes als komplex eher negativ aufzufassen ist und im Gegensatz dazu eine Bewertung als nicht allzu komplex als positiv. Wegen meiner eigenen Unsicherheit war es mir wichtig, insbesondere diesen Aspekt im Rückmeldegespräch zu diskutieren. Die Antworten aus dem offenen Frageteil versuche ich für mich selbst zu clustern, um beispielsweise die zentralen Kritikpunkte oder die für mich überraschendsten Ergebnisse herausarbeiten zu können.

Zwei bis drei Punkte im Fokus

Ich empfehle in der Vorbereitung auf das Rückmeldegespräch zwei bis drei Punkte herauszugreifen, auch im Hinblick auf das Zeitmanagement. Das kann zum Beispiel ein Aspekt sein, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn richtig verstanden habe. Im konkreten Fall des Sommersemesters waren das Rückmeldungen, dass Thesenpapiere fehlten. Mir war an dieser Stelle nicht direkt bewusst, auf welche Art und Weise Studierende von Thesenpapieren profitieren. Hier hat sich im später erfolgten Rückmeldegespräch mit den Studierenden dann ergeben, dass sie Thesenpapiere als nützliches Hilfsmittel zum Einstieg in eine intensivere Beschäftigung mit einem Thema ansehen und in diesem Fall vor allem Interesse an der aufgelisteten verwendeten Literatur haben. Auch wähle ich Aspekte aus, die ich mit den Studierenden noch einmal intensiver diskutieren möchte, wie beispielsweise den Aufbau der Sitzung in Referat, Textbesprechung und Quellenarbeit, der von manchen Studierenden als wenig abwechslungsreich kritisiert wurde, von anderen hingegen als eine willkommene Erwartbarkeit an den Ablauf der Sitzung. Teilweise greife ich auch Punkte heraus, zu denen ich gerne mehr konstruktive Rückmeldungen hätte. Beispielsweise wenn ich im Laufe des Semesters etwas Neues ausprobiert habe und mir nicht sicher bin, wie dies angenommen wurde. Im vergangenen Semester waren dies von den Studierenden im Vorfeld der Diskussion anzufertigende Lektürenotizen für fünf Texte im Laufe des Semesters. Aufgrund dieser Mehrleistung habe ich im Gegenzug nicht auf die Anfertigung eines Thesenpapiers für das Referat bestanden. Auch nehme ich Kritikpunkte in den Blick, die in meinen Augen eine falsche Erwartungshaltung an universitäre Lehre offenbaren. So spreche ich Punkte wie „zu lange Texte“ oder „Länge der Texte einheitlicher“ oder „weniger Quellenarbeit“ stets an und betone, dass insbesondere Quellen- und Textarbeit elementar wichtig für ein Studium der Geschichte sind und sie unser Handwerkszeug darstellen.

Alle Antworten zeigen

Die Ergebnisse mit Balken und Profillinien bringe ich als pdf-Dokument mit in die Lehrveranstaltung (siehe Abbildung), die handschriftlichen Antworten übertrage ich abgetippt und in Bezug auf Rechtschreibung und Grammatik stillschweigend korrigiert in eine Präsentation, um die Anonymität der studentischen Antworten zu wahren. Hierbei treffe ich keine Auswahl, sondern übertrage alle Antworten in meine Präsentation, damit bei den Studierenden nicht der Eindruck entsteht, dass ich mich nur mit bestimmten Punkten auseinandergesetzt habe und manche studentischen Antworten bewusst nicht zeige. Die Studierenden sollen sich auch in den jetzt abgetippten Antworten schließlich immer noch wiederfinden und wenn Bedarf besteht, auf jeden der Punkte eingehen können.

Quelle: eigene Darstellung

Durchführung

Bei meinen Lehrveranstaltungen handelt es sich entweder um Seminare oder Übungen für Studierende im zweiten Studienjahr des Bachelors. Die Gruppengröße ist jeweils auf 30 Teilnehmende gedeckelt. Zu Beginn des in meinen Lehrveranstaltungen auf circa 30 Minuten angesetzten Rückmeldegesprächs gebe ich mündlich eine kurze Einschätzung zu den gesamten Evaluationsergebnissen ab. Hier kommuniziere ich entweder meine Freude über mehrheitlich positive Ergebnisse oder auch mein Bedauern im Fall von eher schlechteren Ergebnissen. Besonders gefreut haben mich im Sommersemester die Ergebnisse in der Kategorie „nimmt die Studierenden ernst und hat Interesse an ihrem Lernerfolg“, die durchweg sehr positiv waren, sowie die letztlich vergebene Gesamtnote für mein Seminar, bei der die Note 2 die schlechteste Note darstellte. Im Standard-Fragebogen der Fakultät für Geschichtswissenschaften können die Studierenden eine Note von 1 „sehr gut“ bis 5 „mangelhaft“ vergeben (inklusive der Option „keine Angabe“).

Was ich gelernt habe

Persönlich etwas unzufrieden zurückgelassen haben mich die zwar wenigen, aber dennoch teilweise schlechten Noten in Bezug auf die sinnvolle Strukturierung der Veranstaltungstermine. Außerdem mache ich an dieser Stelle deutlich, dass ich mich über die in den meisten Fällen vielen Freifeldantworten gefreut habe und davon im Hinblick auf die Gestaltung und Durchführung meiner zukünftigen Lehrveranstaltungen immens profitiere. Kommentare wie „Ich nehme die Motivation & Begeisterung der Dozentin wahr“, „Ein tolles Seminar!“ und vor dem Hintergrund der oben erwähnten Testphase vor allem die vielen positiven Rückmeldungen zu den Lektürenotizen haben mich erfreut zurückgelassen.

Feedbackregeln einsetzen

Im Anschluss daran erläutere ich das weitere Vorgehen im Rückmeldegespräch und stelle heraus, dass ich das Gespräch als offenes Forum des Austausches verstehe, jede Frage und jeden Beitrag wertschätze und mich über Anregungen und Verbesserungsvorschläge freue. Ich empfehle jeder*m Lehrenden das Motiv des Rückmeldegesprächs, also das eigene Interesse am Lernerfolg der Studierenden und der Weiterentwicklung der eigenen Lehre, darzulegen, um in dieser Situation detailliertes Feedback zu erhalten. Die zuvor in meinen Lehrveranstaltungen bereits besprochenen Feedbackregeln finden in diesem Setting Beachtung. Das gegebene Feedback in meinen Lehrveranstaltungen sollte stets konstruktiv sein, beschreibend sein, konkret sein, subjektiv formuliert sein und nicht nur negativ sein. Zusätzlich betone ich, dass niemand sich zu seiner schriftlich geäußerten Kritik bekennen soll, sondern dass jede*r Studierende eingeladen ist, sich zu den einzelnen Punkten zu Wort zu melden.

Freifeldantworten besprechen

Im nächsten Schritt betrachten wir dann gemeinsam die statistischen Auswertungen. Hierbei haben die Studierenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ich kommentiere die für mich besonders relevanten Ergebnisse und stelle hier gegebenenfalls Rückfragen oder bitte um weitere Ausführungen und Feedback. Im Sommersemester habe ich zum Beispiel die Komplexität des Stoffes noch einmal bewerten lassen und mir erklären lassen, wie sich die Studierenden eine größere Komplexität vorstellen beziehungsweise wie man diese auch reduzieren könnte. Die Besprechung der Freifeldantworten handhabe ich ähnlich. Der Unterschied ist, dass ich bei den Freitextantworten jeweils unter Beteiligung möglichst vieler Studierende die für mich persönlich relevantesten Erkenntnisse diskutieren möchte. Bei beiden Schritten mache ich mir jeweils Notizen oder hole mir durch Abstimmungen ein Meinungsbild ein.

Abschluss

Am Ende des Rückmeldegespräches bedanke ich mich für die Beiträge (sowohl in den Evaluationsbögen als auch im Rückmeldegespräch) und mache deutlich, welche Denkprozesse diese bei mir angestoßen haben und welche Veränderungen ich mir für meine Lehrveranstaltung im kommenden Semester vorstellen könnte. Für mich sind die eigene Reflexion des erhaltenen Feedbacks, indem ich den Studierenden sofort zurückmelde, was ich davon für mich mitnehme und welchen Einfluss die detaillierten Statements der Studierenden auf meine zukünftige Lehrveranstaltungsplanung und -gestaltung ausüben, wichtige Kernprozesse des Rückmeldegesprächs. Dadurch wird meinen Studierenden so richtig bewusst, welchen Wert Ihr Feedback für mich hat, da sie bemerken, dass ihre Anregungen und Bemerkungen zu meiner Lehrveranstaltung an dieser Stelle wirklich gefragt und nützlich sind und diese in meine weiteren Lehrplanungen miteinfließen werden. Ich als Lehrende verbinde damit zusätzlich die Hoffnung, dass die Studierenden dadurch mehr Motivation entwickeln, sich auch in weiteren Lehrveranstaltungen bei den Rückmeldegesprächen intensiv einzubringen.

Einfluss auf meine Lehrplanung

Ich habe bereits mehrfach die Erfahrung gemacht, dass Studierende im Anschluss an die letzte Sitzung auf mich zugekommen sind und mir berichtet haben, dass sie ein solches Rückmeldegespräch noch nie erlebt haben und es ihnen viel Freude bereitet habe. Im Laufe der vorlesungsfreien Zeit setze ich mich bei der Konzeption meiner neuen Lehrveranstaltung dann noch einmal intensiv mit den Ergebnissen der Evaluation und der Diskussion auseinander und versuche die hier gewonnenen Erkenntnisse und gemachten Vorschläge der Studierenden – wenn möglich – zu berücksichtigen und umzusetzen. So werde ich in kommenden Semestern vermutlich einen weniger starren und mehr abwechslungsreichen Sitzungsablauf gestalten und die Erstellung der insgesamt als sehr positiv aufgenommenen Lektürenotizen mehr anleiten und genauer kommunizieren, wie ich mir diese konkret vorstelle.

Mein Tipp

Ich empfehle eine offene und kritische Besprechung der Evaluationsergebnisse und die eigene Einstellung, diese als Chance für die Verbesserung der eigenen Lehre anzusehen.

Konstruktives Feedback erhalten – aber wie?

Lehren ist häufig ein Agieren im Ungewissen: Lehrende erfahren selten, ob, wie und womit sie ihre Studierenden erreicht haben. Da hilft es, Studierende zu bitten, Ihnen eine Rückmeldung zu geben: Was nehmen Sie aus der heutigen Sitzung mit? Was war für Sie hilfreich? Was haben Sie nicht verstanden? Indem Sie eine Rückmeldung von Ihren Studierenden einholen, bekommen Sie die Möglichkeit einzuschätzen, ob Ihre Planung der Sitzung „aufgegangen“ ist, ob Inhalte und Methoden „richtig“ gewählt waren. Zusätzlich kann Feedback eine motivierende Wirkung für die Gesamtveranstaltung entfalten. Indem Sie Feedback als selbstverständlichen Teil Ihrer Lehre integrieren, zeigen Sie Ihren Studierenden, dass Sie sie und ihre Wahrnehmungen wertschätzen. Durch den Einsatz von Feedback wird den Studierenden eine aktive Rolle zuteil: Sie sind gefragt, als Expert*innen ihrer eigenen Lernprozesse Rückmeldungen und Vorschläge zur Gestaltung der Lehre zu geben.

Wann ist Feedback sinnvoll?

Feedback kann zu verschiedenen Zeitpunkten im Veranstaltungsverlauf sinnvoll eingesetzt werden:

  • Zu Semesterbeginn … um die Voraussetzungen und Erwartungen der Studierenden zu erfragen, um Vereinbarungen zu Arbeitsweisen und gemeinsamen Zielen zu treffen und um Rückmeldungen zum Seminarkonzept zu erhalten: „Wie sind Ihre Erwartungen an die Veranstaltung?“; „Was möchten Sie hier lernen?“, „Wie soll die Zusammenarbeit gestaltet werden?“.
  • Zu Sitzungsende … um ein unmittelbares Feedback zum Sitzungsverlauf und den behandelten Inhalten zu erhalten.
  • Wenn’s stockt … um zu erfahren, welche Gründe sich dahinter verbergen: „Gibt es Faktoren, die Sie ablenken?“; „Ist der Stoff zu schwer oder zu leicht?“;„Liegt es am Methodeneinsatz?“.
  • Zur „Halbzeit“ … um Zwischenbilanz zu ziehen und auf dieser Grundlage die Planung der folgenden Sitzungen zu prüfen und möglicherweise zu reformulieren: „Welche Inhalte sind Ihnen besonders präsent?“; „Welche Erwartungen an die Veranstaltung wurden erfüllt, welche noch nicht?“; „Was haben Sie bislang als hilfreich und unterstützend in Ihrem Lernprozess erlebt?“.
  • Zu Semesterende … zur Rückschau und abschließenden Bewertung des Veranstaltungsverlaufs.

Rückmeldungen können im direkten Austausch oder mit Hilfe von eLearning-Tools erfolgen.

Tipps und Hinweise für Lehrende

Ihre Haltung zählt!

Um ein ehrliches und konstruktives Feedback zu erhalten, ist es wichtig zu zeigen, dass das Feedback gewünscht und ernstgenommen wird. Bedeutsam ist weiterhin, dass Sie auf das empfangene Feedback im Anschluss des Feedbackgesprächs reagieren. Nehmen Sie das Feedback an ohne sich zu verteidigen. Erläutern Sie den Studierenden, was Sie für sich mitnehmen. Dies können, müssen aber keine direkten Schlussfolgerungen sein (wie z.B. dass Sie in Zukunft versuchen wollen, die Ziele und Anforderungen Ihrer Lehrveranstaltungen transparenter zu gestalten). Sie können auch Studierende bei der Umsetzung von Vorschlägen um Mithilfe bitten. So wird deutlich, dass es des gemeinsamen Wirkens bedarf, um die Lehre zu optimieren.

Gelassenheit tut gut!

Schauen Sie auf die Vielfalt der Rückmeldungen: Studierende müssen nicht immer einer Meinung sein. Was manche als unterstützend und hilfreich für ihr Lernen empfinden, nehmen wiederum andere als weniger hilfreich wahr – und umgekehrt. Machen Sie sich klar, in welchem Kontext die Rückmeldungen gegeben wurden. Über- oder Unterforderung hängt oft mit unterschiedlichen Kenntnisständen der Studierenden zusammen. Bedenken Sie: So vielfältig die Rückmeldungen auch sein können – sie spiegeln nur einen Ausschnitt an subjektiven Wahrnehmungen wider und geben kein allgemeingültiges Urteil über die Qualität Ihrer Lehre ab.

Feedback – strukturiert!

Feedback braucht einen guten Rahmen und eine gute Struktur. Überlegen Sie sich im Vorfeld, welche Informationen Ihnen das Feedback liefern soll. Was ist das Ziel des Feedbacks, auf welche Fragen möchten Sie eine Antwort bekommen? Je nachdem, zu welchem Ziel, zu welchem Zeitpunkt im Seminarverlauf und mit welcher Gruppengröße Sie das Feedback einsetzen, bieten sich bestimmte Methoden an, um das Feedback zu strukturieren. Um einen guten Rahmen zu schaffen, der Sie und Ihre Studierende im Feedbackgespräch unterstützt, sind Feedbackregeln hilfreich. Über diese sowie den Ablauf des Feedbacks sollten Sie sich vorab mit den Studierenden verständigen.

Feedbackregeln

Feedback geben

  • Versuchen Sie so konkret wie möglich zu sein. Beziehen Sie Ihre Rückmeldung auf eine konkrete Situation.
  • Versuchen Sie nicht zu verallgemeinern, sondern machen Sie Ihre Sichtweise deutlich.
  • Geben Sie Feedback auf Situationen und Verhaltensweisen, auf die die Empfängerin/der Empfänger Einfluss hat.
  • Stellen Sie auch positive Beobachtungen und Einschätzungen heraus.
  • Überlegen Sie sich konkrete Verbesserungsvorschläge.

Feedback erhalten

  • Hören Sie sich die Anregungen in Ruhe an.
  • Betrachten Sie konstruktive Kritik als hilfreiches Angebot.
  • Kommentieren Sie die Rückmeldungen nicht und verteidigen Sie sich nicht.

Tipps zur Gesprächsgestaltung:

  • Versuchen Sie während des Veranstaltungsfeedbacks möglichst viele Studierende in das Gespräch einzubeziehen, um eine Vielfalt an Rückmeldungen zu bekommen.
  • Versuchen Sie die Studierenden in ihrem Feedback nicht zu beeinflussen. Die Studierenden sollten ihre Wahrnehmungen und Vorschläge aus ihrer Sicht darstellen können.
  • Versuchen Sie konstruktive Rückmeldungen zu bekommen, indem Sie z.B. fragen „Wie stellen Sie sich eine gute Vorbereitung auf Prüfungen vor?“
  • Versuchen Sie die Rückmeldungen der Studierenden nebeneinander stehen zu lassen.
  • Nehmen Sie das Feedback an ohne sich zu verteidigen. Vergewissern Sie sich, dass Sie die Rückmeldung richtig verstanden haben.

Fassen Sie die Ergebnisse des Feedbacks kurz zusammen und sagen Sie, was Sie aus den Rückmeldungen für sich mitnehmen.

Zum Umgang mit erhaltenem Feedback

Nehmen Sie sich Zeit zur Reflexion des Feedbacks. Hilfreich ist dabei ein Zweischritt:

1) Unmittelbar nach dem Feedback: Welche Rückmeldungen...

  1. zu inhaltlichen Aspekten bewegen mich?
  2. zu methodischen Aspekten bewegen mich?
  3. Wie ist meine Wahrnehmung zum Ablauf des Feedbacks?

2) Mit zeitlichem Abstand, als Planungshilfe für die nächste Sitzung oder Veranstaltung:

  1. Welche Aspekte/konstruktiven Verbesserungsvorschläge möchte ich nutzen?
  2. Wie kann ich diese umsetzen?
  3. Was oder wer kann mich dabei möglicherweise unterstützen?

Es empfiehlt sich, die Vorhaben schriftlich festzuhalten. Kommunizieren Sie die Konsequenzen, die Sie aus den Rückmeldungen der Studierenden gezogen haben.

Literatur

Auferkorte-Michaelis, Nicole/Selent, Petra (2006): Feedback-Evaluation in Lehrveranstaltungen als dreistufiges Verfahren. In: Behrendt et al. (Hg.): Neues Handbuch Hochschullehre I 1.2. Berlin.

Bastian, Johannes et al. (2007): Feedback-Methoden. Erprobte Konzepte, evaluierte Erfahrungen. Weinheim und Basel.

Rindermann, Heiner (2001): Lehrevaluation. Einführung und Überblick zu Forschung und Praxis der Lehrveranstaltungsevaluation an Hochschulen, Landau.

Universität Zürich, Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik (o.J.): Lehrevaluation im Dialog – Diskussion der Umfrageergebnisse mit den Studierenden.

Autor*in

  • Julia Philipp, Mitarbeiterin im Zentrum für Wissenschaftsdidaktik der Ruhr-Universität Bochum; tätig u.a. zu den Themen Prüfen und Evaluieren & Feedback, julia.philipp@rub.de