Exkursionen

  • Exkursionen stellen eine wichtige Ergänzung zu den klassischen Lehrformaten (Vorlesung, Seminar) dar.
  • Sie können je nach Art der Durchführung und Einbettung in den Studienverlauf unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen.
  • Exkursionen wirken am besten, wenn sie durch vor- und nachbereitende Unterrichtseinheiten begleitet werden.
  • Exkursionen erfordern institutionelle Strukturen, die Lehrende bei der Durchführung unterstützen.

Was ist eine Exkursion?

Exkursionen stellen ein Lehrformat dar, bei dem der gewohnte Unterrichtsort verlassen wird. Bei einer Exkursion wird ein Ort, der nicht ursprünglich zu diesem Zweck geschaffen wurde, zum neuen Lehrraum. Das können Stadtquartiere genauso sein wie Geländeausschnitte (Berge, Flusstäler, Waldstücke, landwirtschaftlich genutzte Fläche etc.), archäologische Ausgrabungsstellen, historisch bedeutsame Orte, Museen oder Ausstellungen.

Exkursionen können im Nahraum oder als Fernreise stattfinden. Sie können nur wenige Stunden kurz oder mehrere Wochen lang sein. Entscheidend ist aber, dass ein physischer Ortswechsel erfolgt und dass das Lernen und Lehren außerhalb typischer Unterrichtsräume erfolgt.

Darin liegt der große Wert von Exkursionen: Die Teilnehmenden werden aus ihrem Alltag gerissen, sie erfahren eine neue Umgebung mit allen Sinnen: Sie können Gebäude, Pflanzen, Kunstobjekte, Steine, historische Monumente anfassen; ihre Struktur ertasten; ihre Größe in Relation zur Umgebung setzten; sie riechen, fühlen, schmecken, was ihnen begegnet; sie sehen die Reaktionen von Menschen auf die jeweilige Umwelt; sie erfahren, wie es ist, fremd und unsicher zu sein; sie erschließen sich neue Räume durch Wege, Irr- und Umwege; sie verstehen nicht alles, was sie sehen und hören; sie werden gezwungen, Fragen zu stellen; sie müssen Hitze, Regen und Kälte aushalten; anstrengende Wege gehen; mit Autopannen umgehen; sich in Metropolen durchs Gedränge quetschen oder in abgelegenen Landschaften die Einsamkeit ertragen; sie müssen Zeit mit Menschen verbringen, die sie nicht mögen; sie lernen Menschen zu schätzen, die sie bisher nicht kannten. All das macht Exkursionen zu etwas Besonderem, etwas, das Studierenden oft als Highlight des Studiums in Erinnerung bleibt.

Lernziele einer Exkursion

Mit der Durchführung von Exkursionen können unterschiedliche Intentionen verfolgt werden:

  • Information / Bildung
  • Anwendung von Gelände-/Erhebungsmethoden
  • Anregung von Diskussionsprozessen
  • Aufzeigen von unterschiedlichen Perspektiven
  • Eröffnung des Zugangs zu einem Thema (Entwicklung von Fragestellungen)
  • Orientierung
  • Festigung der fachwissenschaftlichen Identität
  • Soziales Event / Kennenlernen

Es bietet sich an, in unterschiedlichen Phasen des Studiums unterschiedliche Ziele mit der Durchführung von Exkursionen zu verbinden. So kann in der Eingangsphase die Orientierung (das Kennenlernen von Campus und Stadt) genauso im Vordergrund stehen wie die soziale Interaktion der Studierenden untereinander. Exkursionen ermöglichen es Studierenden, sich untereinander kennenzulernen und durch das In-Bewegung-Sein auch in wechselnden Konstellationen ins Gespräch zu kommen.

In fortgeschrittenen Semester wird oft entweder die Anwendung von theoretisch Gelerntem auf Fallbeispiele oder die Anwendung von Geländemethoden im Vordergrund stehen. Während des gesamten Studiums ist die Heranführung an Themen und das Aufwerfen von Fragen durch Exkursionen ein guter, aktivierender Zugang um Studierende ans wissenschaftliche Arbeiten heranzuführen. Die Festigung fachwissenschaftlicher Identität erfolgt oft als Nebenprodukt von Exkursionen in fortgeschrittenen Semestern.

Einbettung in eine Lehrveranstaltung

Exkursionen können eine Reihe von fachlichen, aber auch nicht fachlichen Wirkungen erzielen (s.o.). Gerade wegen ihrer Komplexität ist es wünschenswert, sie nicht als isolierte Ereignisse anzusehen, sondern in übergeordnete Veranstaltungen (Module) einzubetten. Dadurch können sie inhaltlich und organisatorisch vorbereitet werden. Studierende, die vorbereitet auf Exkursion gehen, werden sich vor Ort vertieft mit der jeweiligen Situation befassen können und trotz der Ablenkung durch viele äußere Eindrücke auch zu einer inhaltlichen Fokussierung kommen. Je nach Länge und Umfang der Exkursion bieten sich unterschiedliche Vor- und Nachbereitungsformate an (Abb. 1).

 

Gegenstände einer Vorbereitung können je nach räumlichem und inhaltlichem Ziel einer Veranstaltung z. B. sein:

  • Fachwissen
  • Methodische Kompetenzen
  • Orientierungswissen
  • Interkulturelles Training
  • Praktische Hinweise

Eine Nachbereitung ist insbesondere dann wichtig, wenn entweder die Eindrücke einer Exkursion so bewegend sind, dass alle Beteiligten das Bedürfnis haben sich darüber auszutauschen (z. B. bei Reisen in fremde Kulturräume), oder wenn während einer Exkursion Ergebnisse erarbeitet werden, über die anschließend ein Austausch sinnvoll ist.

Exkursionsformate

Aus den genannten potentiellen Lernzielen (s.o.) ist erkennbar, dass Exkursionen zur Bildung sowohl fachlicher als auch sozialer Kompetenzen beitragen können. Im fachlichen Bereich wiederum können Exkursionen unterschiedlichen Lehr-Lern-Paradigmen folgen. So tragen instruktive Exkursionen dazu bei, Fachwissen zu vertiefen und anzuwenden sowie Arbeits- und Erhebungsmethoden zu erproben. Konstruktivistische Exkursionen ermöglichen Studierenden einen möglichst stark von ihnen selbst bestimmten Zugang zu einem Thema – ausgelöst durch die Beobachtungen im Raum werden Fragen aufgeworfen und eigene Perspektiven entwickelt.

Wie können solche Exkursionen nun gestaltet sein? Dazu gibt es eine Reihe unterschiedlicher Zugänge (Abb.2).

Abb. 2: Gegenüberstellung unterschiedlicher Gestaltungsmöglichkeiten von Exkursionen

Beispielhaft seien hier einige ausführlicher vorgestellt:

Überblicksexkursion vs. Themenzentrierung

Exkursionen, die dazu dienen, „einen Überblick über einen Raum / Geländeausschnitt“ zu geben, gibt es wohl kaum noch. Fast immer geht es heutzutage darum, sich einem Thema zu widmen, für das der Raumausschnitt als Anschauungsobjekt oder Beispiel dient. Anders als früher z. B. in der Geographie, wo es einen „länderkundlichen Ansatz“ gab (die Raumerkundung also Selbstzweck war), geht es heute i. d. R. darum, Fachwissen auf ein Beispiel anzuwenden. Der Weg ins Gelände, ins Quartier oder auch ins Museum dient dazu, Typisches oder Untypisches herauszuarbeiten.

Themen können in der Geologie z. B. sein, die Ausprägungen und Eigenschaften einer Gesteinsformation kennenzulernen, in der Botanik Pflanzengattungen eines bestimmten Standorttyps zu identifizieren, in der Stadtforschung, die Aneignung eines Quartiers durch die Bewohner*innen zu erkennen, in der Kunstgeschichte, Werke eine Epoche miteinander zu vergleichen etc.

Fremdbestimmt vs. selbstbestimmt

Der Grad der Fremdbestimmung bezieht sich auf die Studierendenperspektive, beschreibt also, in welchem Maß die Lernenden Einfluss auf den Ort, den zeitlichen Ablauf und die Inhalte der Exkursion nehmen können. Eine klassisch geführte Exkursion ist eine mit einem hohen Maß an Fremdbestimmung, da i. d. R. durch die Lehrperson Route, Standorte, Verweildauer vor Ort und die Themen vorgegeben werden. Der Übergang zu stärker selbstbestimmten Exkursionen ist fließend. So können z. B. Abschnitte der Exkursion für Eigenerkundungen freigegeben werden, wobei auch da wieder die Möglichkeit besteht, Studierende mit einer bestimmten Aufgabe (also fremdbestimmt) oder zur freien Beobachtung losziehen zu lassen. Einen Gegenpol zur Fremdbestimmung stellt ein Modell dar, in dem Studierenden ein ungefährer Raum und ein Zeitfenster zur Verfügung gestellt werden, damit sie eigenen (möglicherweise vorher von ihnen selbst erarbeiteten) Fragestellungen nachgehen können.

Eine von Studierenden geführte Exkursion hingegen ist als fremdbestimmte Exkursion zu werten, da sich aus Sicht der Teilnehmenden die Situation genauso darstellt wie in einer Exkursion, die vom Lehrpersonal durchgeführt wird – der einziger Unterschied ist, dass einige Studierende die Kontrolle über Zeit, Raum und Inhalt haben.

Instruktiv vs. konstruktivistisch

Instruktive Exkursionen können durchaus interaktiv sein: Studierende erhalten Beobachtungs- oder Arbeitsaufgaben, sie üben Geländemethoden ein oder werden zur Diskussion angeregt. Allerdings wird ihnen das Thema, an dem sie arbeiten, sehr eng vorgegeben. Konstruktivistische Ansätze lassen hier mehr Spielraum zu. Studierende erarbeiten sich eigene Fragestellungen, denen sie bei der Exkursion nachgehen möchten und bringen ihre eigene Perspektive stärker in den Lernprozess ein.

Beispiel instruktive Stadtexkursion

Ziel ist es Studierenden beizubringen, wie sie das historische Wachstum der Stadt und ihre immer wieder erfolgte Überprägung in den verschiedenen Epochen erkennen können. Im Vorbereitungsseminar lernen sie deshalb Baustile kennen und bei einem Stadtgang wenden sie dieses Wissen auf die Gebäude an, die sie sehen. Dazu werden Aufgaben gestellt. Z. B.: „Erarbeiten Sie, in welche zeitlichen Reihenfolge die Häuser rund um diesen Platz entstanden sind.“ oder „Folgen Sie den hier einmündenden Straßenzügen und überlegen Sie, aus welcher Richtung die Stadt hierher erweitert wurde.“ oder „In wievielen und welchen Etappen ist die Stadt vom Marktplatz bis hierher erweitert worden?“

Beispiel konstruktive Stadtexkursion

Ziel ist es, die Studierenden die Komplexität von Stadtplanung erkennen zu lassen. Die Exkursion könnte sowohl am Anfang als auch in der Mitte oder am Ende einer Lehrveranstaltung zum Thema Stadtplanung stehen. Eine Aufgabe könnte sein: „Begehen Sie dieses Quartier und beobachten Sie, welche Herausforderungen sich hier für die Stadtplanung ergeben. Dokumentieren Sie die Herausforderung, die Ihnen am dringlichsten erscheint, mit Fotos.“ Ergebnis könnte nun sein, dass sich ein Team mit der Sanierung von Gebäuden, ein anderes mit der sozialen Diversität, ein drittes mit der Verkehrssituation im Quartier, ein viertes mit der grünen Infrastruktur beschäftigt.

Individuell vs. kollaborativ

Bei einer geführten Exkursion stehen oft der Input durch eine Lehrperson sowie an ausgewählten Orten das Gespräch mit den Teilnehmenden im Vordergrund. Ggf. werden auch Referate von Studierenden integriert. Gefordert ist hier also das individuelle Engagement der Studierenden durch Mitarbeit, Mitdenken, Mitdiskutieren, ggf. Mitreferieren.

Möglich ist jedoch die Einbindung von Aufgaben, die von Kleingruppen bearbeitet werden können. Beispiele dafür finden sich bereits in den Beispielkästen (s. „Instruktiv vs. konstruktivistisch“). Darüber hinaus können aber auch von Einzelpersonen bearbeitete Aufgaben (z. B. Referate, Recherchen, Beobachtungen) während der Exkursion zusammengeführt werden um daraus dann ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Ein Beispiel dafür wäre, dass jede*r Teilnehmende Pat*in für einen bestimmten Baustil, (oder einen bestimmten Pflanzentyp, ein Mineral etc.) ist, und dann in einer komplexen Situation erst durch das Wissen jedes und jeder einzelnen ein Gesamtbild erklärt werden kann.

Kollaboratives Arbeiten fördert durch den Austausch über das jeweilige Thema den Behaltenseffekt sowie die Kreativität und kann zur Entwicklung von Lösungen für Fragestellung oder Probleme beitragen. Außerdem führt es dazu, dass Studierende sich kennenlernen, was (s.o.) vor allem zu Studienanfang sehr wichtig ist.

Digital vs. analog

Digitale Exkursionen? Ja, auch das ist möglich. Dabei ist allerdings zu unterscheiden zwischen „digital geführten Exkursionen“ und „virtuellen Exkursionen“. Als digital geführt können solche Exkursionen bezeichnet werden, bei denen Studierenden online Material zur Verfügung gestellt wird, mit dem sie selbständig alleine oder in Teams losziehen und den Raum begehen können. Unterwegs können sie über mobile Endgeräte Informationen, Aufgaben, Fragen, Video- oder Audiodaten, Pläne, Bilder und die Routenbeschreibung abrufen. Im Unterschied dazu sind „virtuelle Exkursionen“ keine echten Exkursionen, weil hier über verschiedene Medien Materialien zu einem Raum zur Verfügung gestellt werden, diese aber alle am heimischen PC betrachtet werden. Ein Verlassen des Hauses ist zur Durchführung einer virtuellen Exkursion also nicht erforderlich.

Digital geführte Exkursionen hingegen ermöglichen den Teilnehmenden, einen ungewohnten Raum kennenzulernen. Sie sind der echten Begegnung mit neuen Eindrücken ausgesetzt – auch wenn die Informationen und Anweisungen unterwegs vom Tablet oder Handy kommen.

Virtuelle Exkursionen sind keine Exkursionen!

Im Zusammenhang mit der digitalen Darstellung von Räumen werden oft die Begriffe „virtuelle Exkursionen“ oder „eExkursionen“ verwendet. Zunehmend verbreitet ist auch das nach der entsprechenden Software benannte Format der „Google Expeditions“. Gemeinsam ist diesen Konzepten jedoch durchweg, dass es sich nicht um Exkursionen handelt. Denn Exkursionen erfordern immer einen physischen Ortswechsel vom gewohnten Lehr- oder Lernort hin zu einem Ort, der nicht ursprünglich zum Lehren oder Lernen geschaffen wurde. Das ist bei digitalen aufbereiteten „Touren“ nicht der Fall: Nutzer*innen verlassen ihren Schreibtisch nicht. Infolgedessen handelt es sich bei diesen Formaten um eine Form des eLearnings, nicht um Exkursionen.

Prüfungsformen

Da es sich bei Exkursionen um Lehrveranstaltungen handelt, sind sie üblicherweise mit Prüfungs- oder zumindest Studienleistungen verbunden. Welches Format gewählt wird, ist auch abhängig von der jeweiligen Einbettung in den Studienverlauf. Handelt es sich bei der Exkursion um ein eigenes Modul ist nach der in NRW geltenden Regel „eine Prüfung pro Modul“ eine summative Prüfungsleistung zu erbringen. Handelt es sich nur um einen Teil eines komplexeren Moduls kann eine formative Prüfung gewählt werden.

Welche konkrete Prüfungsform sinnvoll ist, hängt vom jeweiligen Lernziel der Exkursion ab. Bewährte und innovativere Prüfungsleistungen sind:

  • Exkursionsprotokolle (als thematische Protokolle sinnvoller denn als chronologische)
  • Referate (im Vorfeld oder während der Exkursion)
  • Exkursionsberichte (meist thematisch, entweder schriftlich zur Sammlung in einem Band oder mündlich bei einer Abschlussveranstaltung)
  • Lehrmaterialien, die auf Basis von während der Exkursion produzierten Materialien erstellt werden (z. B. virtuelle Exkursionen oder digitale Führer)
  • Portfolios, in denen unterschiedliche Elemente (z. B. Ergebnisse von Geländearbeiten, Videodateien, Texte) aus unterschiedlichen Exkursionsphasen zusammengestellt werden können.

 

Ein Exkursionsband für alle? Eine kleine Warnung…

Eine beliebte Form der Prüfungsleistung ist es, dass Teilnehmende jeweils Einzelbeiträge zu einem Gesamtwerk erstellen, dass dann abschließend als Erinnerung an die Exkursion oder gar als Material für Dritte zur Verfügung steht. Das kann in Form von Tagesprotokollen oder thematischen Kapiteln erfolgen und anschließend in einem analogen Band vervielfältig werden. Zeitgemäßer ist die Sammlung von multimedialen Beiträge auf einer Website, die Erstellung von Lehrmaterial für Schulen die Aufbereitung des Erlebten in einer virtuellen Exkursion oder einem digitalen Führer oder in einer Ausstellung.

Aus Lehrendensicht sei hier ausdrücklich vor dieser Variante gewarnt: Eine solche Zusammenstellung ist nur sinnvoll, wenn sie am Ende fehlerfrei und ästhetisch ansprechend ist und die Studierenden rechtliche Aspekte z.B. im Urheberschutz beachten. Das bedeutet: Bevor die Beiträge veröffentlicht werden können, müssen sie oft mehrfach korrigiert werden. Auch wenn einige Studierende sich durch ein kollektives Exkursionsprodukt motiviert fühlen, tun andere es nicht. Dieses Vorgehen schluckt viele Ressourcen und ist mit den Fristen für Noteneinträge oft unvereinbar. Zudem fällt ein nicht zu unterschätzender Aufwand für die redaktionelle Bearbeitung und Zusammenstellung an. Aufwandsärmer ist es in jedem Fall, Prüfungsleistungen einzuholen, die keiner Nachkorrektur bedürfen.

Praktische Hinweise

Die Planung einer Exkursion ist im Vergleich zu anderen Lehrveranstaltungen komplex, weil hier neben den didaktischen Überlegungen auch organisatorische, administrative und finanzielle Aspekte berücksichtigt werden müssen. Dazu werden im Folgenden ein paar Arbeitshilfen vorgestellt.

Konzept

Hilfreich ist es, zur Planung einer Exkursion ein Konzept zu erstellen, dass die folgenden Elemente enthält:

  • Ziel der Exkursion (inhaltlich)
  • Ziel der Exkursion (räumlich)
  • Route (ggf. mit Karte arbeiten) incl. Angaben zu An- und Abreise, ggf. Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
  • Standorte incl. der am Standort zu vermittelnden Inhalte (ggf. mit Karte/n und Tabelle arbeiten)
  • Zeitplanung
  • Kosten

Routen- und Standortplanung

Bei Exkursionen stellt sich i. d. R. ein großes Problem: Es gibt einen inhaltlichen „roten Faden“ und es gibt eine räumlich sinnvolle Route. Beides stimmt meist nicht überein! Die sinnvollste Geh- oder Fahrstrecke bietet die inhaltlichen Aspekte meist nicht in der gewünschten inhaltlichen Reihenfolge. Deshalb ist jeweils eine Abwägung vorzunehmen: Welche Inhalte kann ich geschickt räumlich miteinander verbinden, wo muss ich hingegen Gedankensprünge hinnehmen um keine Umwege in Kauf nehmen zu müssen?

Dazu gibt es keine allgemeingültigen Regeln, sondern es muss immer der Einzelfall betrachtet werden. Es ist zu empfehlen, sich den inhaltlichen Ablauf zu notieren und dann auf einer Karte (oder – je nach Ziel - einem Ausstellungsplan) an den einzelnen Standorten zu notieren, welche Inhalte hier vermittelt werden könnten. Darauf basierend lässt sich dann oft ein geeigneter Kompromiss finden.

Bei der Routenwahl zu berücksichtigen sind aber auch die nichtfachlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden: Gibt es Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten (WC, Bäckereien, Imbissbuden, Geschäfte…)? Pausen müssen in diesem Sinne nicht nur zeitlich, sondern auch logistisch eingeplant werden. Sollte es bei einer längeren Exkursion keine Möglichkeit für die Studierenden geben, sich zwischendurch zu versorgen, sollte am Vortag darauf hingewiesen werden, damit sie sich ausreichend Lebensmittel und Getränke mitnehmen können.

Neben den großräumigen Überlegungen zur Standortwahl gibt es aber auch noch kleinräumige. Wo genau stelle ich mich hin, wenn ich am Objekt angekommen bin? Kriterien, die einen Standort zu einem guten Standort machen sind:

  • Sichtbarkeit: Alle Beteiligten können das Objekt, um das es geht, sehen.
  • Hörbarkeit: Falls vorhanden, kann die Exkursionsleitung sich einen erhöhten Standort suchen um gut hör- und sichtbar zu sein.
  • Wetterschutz: Falls vorhanden, wird ein Platz im Schatten oder einer mit Schutz vor Regen oder Wind gewählt.
  • Sitzmöglichkeiten: Sollten Bänke, Treppenstufen oder Mauern vorhanden sein, werden diese den Teilnehmenden als Sitzmöglichkeiten während des Vortrags/Gesprächs angeboten.
  • Nutzungserlaubnis: Die Versammlung einer Gruppe ist am gewählten Standort erlaubt (bei privaten Flächen – z. B. Grundstücken, Einkaufszentren – vorher Erlaubnis einholen).

Wichtig ist es, dass die Exkursionsleitung immer mit dem Rücken zum jeweils interessierenden Objekt steht, damit die Teilnehmenden einen guten Blick darauf haben. Gegenstände sollten in den Vortrag integriert werden, indem man darauf zeigt, Teilnehmende dazu auffordert werden, sie anzufassen, herumzugehen etc.

Didaktische Planung

Für die Umsetzung der Exkursion ist es gut, vorab zu wissen, was insgesamt erreicht werden soll, und das dann in kleine Teilaufgabenaufzuteilen, die an verschiedenen Standorten bearbeitet werden können. Um eine gute Gewichtung zwischen den Standorten genauso wie einen Methodenwechsel zu erreichen, kann eine Tabelle hilfreich sein, in der die Vermittlungsziele, Inhalte und Methoden zusammengestellt werden (s. Tab. 1). Die letzte Spalte (Material/Aufgabenstellung) kann gleichzeitig später vor dem Aufbruch zur Exkursion als Checkliste dienen, um zu prüfen, ob man alles, was man braucht, eingepackt hat.

Standort

Vermittlungsziel

Inhalte

Methode

Material / Aufgabenstellung

Wasserrelief (Forumsplatz)

Erst gegenüber der Stufen hinstellen, für Überblick später auf Stufen setzen.

Kunst und Kommunikation stehen in einem Zusammenhang.

Kommunikation kann durch Kunst angeregt/gesteuert oder gestört werden.

Was war die Intention des Künstlers?

Was war der Entstehungskontext?

Welche Gestaltungsdetails tragen zur Nutzer(un)freundlichkeit bei?

Was kommt bei den Nutzer*innen an?

Mit dem Rücken zur Skulptur: Abfragen – wie sieht sie aus?

Umdrehen:

Erfahrungen mit dem „Sitzplatz“ abfragen. Wie wird er von Studierenden genutzt?

Hinsetzen: Wie ist die Bequemlichkeit?

Gespräch: Überwog in der bisherigen Wahrnehmung die Kunst oder die Kommunikation?

Informationen zu Intention und Künstler geben

Foto von Audimaxdach und Eingang  zum  Parkhaus mit ursprünglichem Aussehen

Guernica (Unibibliothek)

Gruppe steht vor dem Bild

Kunst kann in unterschiedlichen Kontexten in Wert gesetzt werden.  Die Aussage wird dadurch verstärkt/verändert.

Studierende haben eine allgemeinpolitische Verantwortung.

Wieso findet sich dieses Bild auf dem RUB-Campus?

Was war die Intention der Fachschaft Medizin bei der Installation?

Ursprünglichen Entstehungskontext dem auf dem Campus gegenüberstellen

Gespräch:

Was wissen Sie über das Bild?

Was über den Hintergrund/ die Ereignisse in Guernica 1937?

Bild 1984 von Medizinstudenten in Bochum installiert – was könnte die Gemeinsamkeit gewesen sein?

Fotos von Originalbild der Medizinstudenten, vom zerstörten Guernica und von den Pershing-Raketen.

Tab. 1: Tabelle zur didaktischen Planung einer Exkursion

Zeitplanung

Die Zeitplanung umfasst zwei Ebenen:

  1. Die Planung der Gesamtveranstaltung (z. B. mit Seminar und mehrtägiger Exkursion)
  2. Die Planung jedes einzelnen Exkursionstages.

Die Planung der Gesamtveranstaltung ist von der Einbettung in Module und den Studienverlauf abhängig. Für Lehrende ist wichtig,

  • frühzeitig die Teilnehmendenzahl zu kennen
  • Unterkünfte und Transportmittel zu buchen
  • die finanzielle Kalkulation machen zu können
  • vor- und nachbereitende Lehrveranstaltungen konzipieren zu können.

Für Studierende ist es wichtig frühzeitig

  • den Termin
  • die Kosten
  • und die von ihnen zu erbringenden Leistungen

zu kennen.

Wichtige Meilensteine einer Zeitplanung sind beispielhaft in Abb. 3 dargestellt.

Abb. 3: Beispielhafte Zeitplanung einer einwöchigen Exkursion in der vorlesungsfreien Zeit im Sommersemester

 

Bei der Zeitplanung jedes einzelnen Exkursionstages zu berücksichtigen sind:

  • Besichtigungs-/Vortrags-/Gesprächszeiten: Neben den Zeiten für einen geplanten Input sind auch Zeiten für Fragen und Diskussionen einzuplanen.
  • Wegzeiten: Zu berücksichtigen ist die Trägheit der Masse: Gruppen sind wesentlich langsamer als Lehrende, die eine Strecke testweise ablaufen.
  • Fotozeiten: Am besten nach Ankunft an einem Standort zunächst ein paar Minuten zum Fotografieren einräumen, damit danach alle die Ruhe haben, sich dem Vortrag/Gespräch zu widmen.
  • Abfahrtszeiten der genutzten Verkehrsmittel
  • Öffnungszeiten von Einrichtungen, die besucht werden sollen
  • Pufferzeiten für Unvorhergesehenes

Eine idealtypische Zeitplanung ist in Tab. 2 dargestellt.

Zeitplanung

Standort

Vermittlungsziel

9:00

Treffpunkt U35 Campus

Begrüßung und Einführung

9:15-9:20

Fußweg

 

9:20

Ende der Unibrücke / Leuchtschriftzug

Kunst und Wissenschaft

9:25-9:30

Fußweg

 

9:30

Wasserrelief

Kunst und Kommunikation

10:00-10:05

Fußweg

 

10:05-10:20

Guernica

Kunst als politisches Ausdrucksmittel

10:20-10:40

Edwards Café

Kaffeepause

10:40-10:45

Fußweg

 

10:45

Nextbikestation vor Audimax

Räder ausleihen

usw.

Tab. 2: Tabelle als Planungshilfe für die Zeitplanung (könnte auch noch um Kontaktdaten zu einzelnen Standtorten ergänzt werden)

Organisation

Aus dem bisher Vorgestellten ergeben sich die wichtigsten Herausforderungen, die über die fachliche und didaktische Vorbereitung hinaus von Exkursionsleiter*innenbewältigt werden müssen:

  • Terminplanung: Exkursions- (und ggf. Seminartermine) sind frühzeitig festzulegen, damit Studierenden sich darauf einstellen und Unterkünfte und Transportmittel gebucht werden können.
  • Administration: Buchungen, Information der Studierenden über alle praktischen Fragen, Dienstreiseantrag, ggf. weitere Absprachen mit der Dienststelle
  • Finanzierung: Berechnung der Gesamtkosten (Übernachtung, Transport, Eintritte, Führungen, Trinkgelder, ggf. Geschenke für Expert*innen vor Orte, ggf. Druckkosten für Material). Anzahlungen durch die Studierenden sind zu empfehlen, um die Verbindlichkeit ihrer Anmeldung sicherzustellen.
  • Transport: An- und Abreise kann auch von den Studierenden individuell gebucht und mit eigenen längeren Aufenthalten vor Ort verbunden werden.
  • Unterbringung: Individuelle Buchungen durch die Studierenden sind möglich, i. d. R. bietet sich aber eine Gruppenbuchung an, damit morgens und abends Absprachen getroffen und pünktlich mit dem Programm begonnen werden kann.
  • Kontakte vor Ort: Falls vorhanden, tragen lokale Expert*innen wesentlich zum besseren Verständnis sowie zur Authentizität der Exkursion bei.
  • Orientierung: Nicht zu unterschätzen! Gut ist es, Exkursionen an solche Orte zu unternehmen, die man bereits kennt.

Bei diesen Herausforderungen können Hochschulen die Lehrenden durch eine entsprechende institutionelle Einbettung unterstützen (Abb. 4).

Abb. 4: Nichtfachliche Herausforderungen für Lehrende und Universitäten

Institutionelle Einbettung

Lehrende und Studierenden können bei der Durchführung von Exkursionen durch angemessene universitären Strukturen unterstützt werden.

Grundlegend ist, dass Exkursionen als Lehrformat in den Studienordnungen und Modulführern geführt werden, so dass Lehrende im Einzelfall die Sinnhaftigkeit der Durchführung nicht begründen müssen.

Darüber hinaus benötigen Lehrende

  • die Übernahme der Dienstreisekosten durch den Arbeitgeber (statt einer Umlage auf die Studierenden);
  • administrative Hilfen (z. B. bei der Abrechnung der Exkursion, bei der Anmietung von Fahrzeugen, bei der Buchung von Unterkünften);
  • Aus- und Weiterbildungsangebote (zur Vermittlung von didaktischen Methoden im Gelände, aber auch zur Entwicklung angemessener Prüfungsformate);
  • die faire und transparente Anerkennung des Arbeitsaufwandes durch die Anrechnung einer entsprechenden SWS-Zahl auf das Lehrdeputat.

Studierende benötigen

  • die Anerkennung des von ihnen erbrachten Aufwandes durch eine entsprechende Zuweisung von Leistungspunkten (ECTS) zur jeweiligen Lehrveranstaltung;
  • die frühzeitige Information darüber, dass Kosten (ggf. in beträchtlicher Höhe) für Exkursionen anfallen können (am besten schon zu Studienbeginn) und, falls möglich, eine Bezuschussung von Exkursionen.

Praxisbeispiele zu Exkursionen an der RUB

Am Lehrstuhl Evolution der Pflanzen und Pilze wurde eine Exkursion im Seminar „Nationalparke: Naturschutz, Management und Perspektiven“ mit einer ePortfolio-Prüfung verbunden. In diesem Beitrag schildern die Lehrenden, wie Sie Essays, Peer-Feedback und das Wegeprotokoll der Exkursion in einem Portfolio zusammengefasst haben.

Literatur

Seckelmann, Astrid; Hof, Angela (Hg.) 2020: Exkursionen und Exkursionsdidaktik in der Hochschullehre. Erprobte und reproduzierbare Lehr- und Lernkonzepte. Heidelberg, Berlin. DOI: 10.1007/978-3-662-61031-2

Autor*in

  • Dr. Astrid Seckelmann, Fakultät für Geowissenschaften der Ruhr-Universität Bochum, Geographisches Institut, lehrt seit 2003 mit den fachlichen Schwerpunkten: Stadt- und Regionalentwicklung, Sozialgeographie, Entwicklungsforschung, Hochschuldidaktik