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Projektorientierte Lehre

Thesen

  • Projektarbeit sucht nach einem effektiven und effizienten Weg, eine bisher so noch nicht bekannte Aufgabe zu lösen.
  • Bei Lehrveranstaltungen mit Projektbezug gilt es immer mehrere Ebenen zu berücksichtigen.
  • Für viele Studierende sind (Lehr-) Projekte ein wenig bekanntes Terrain.
  • Der Aufwand für projektorientierte Lehre sollte nicht unterschätzt werden, weder zeitlich noch organisatorisch.
  • Lehrveranstaltungen mit Projektbezug verfolgen häufig Ziele wie praktische Erfahrungen zu generieren, transferorientiert zu lehren und lernen zu lassen und neben den fachbezogenen Inhalten die sogenannte Schlüsselqualifikation ‚Projektmanagement‘ zu vermitteln.

 

Projektmanagement – Eine Verortung

Zur Vermeidung langatmiger Auseinandersetzung und detaillierter Besprechung wird zur Rahmung des Begriffes „Projekt“ auf eine Definition der "Competence Baseline" der International Project Management Association (IPMA) zurückgegriffen, welche ein Projekt beschreibt als "ein Vorhaben mit einem beschränkten Zeit- und Kostenrahmen zur Erbringung einer Reihe klar definierter Ergebnisse (Deliverables) - die dazu dienen, die Projektziele zu erreichen - unter Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards und -anforderungen. Ein Projekt ist im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet."

Folgt man dieser Festlegung, lässt sich daraus schließen, dass sich Projektmanagement als Arbeitsform von anderen dadurch unterscheidet, dass die Ziele klar definiert sind, aber der Weg zur Zielerreichung gefunden werden muss. Zum Vergleich: Bei einer Routinetätigkeit sind Ziele und Weg geklärt bzw. vorgegeben, man kann sich auf Erfahrungen stützen und bspw. nach [vorgefertigten] Checklisten arbeiten. Projektarbeit sucht in der Regel nach einem effektiven und effizienten Weg, eine bisher so noch nicht bekannte Aufgabe, unter den oben verschiedenen genannten Bedingungen zu lösen.

Eine gewisse Unschärfe in der Definition des Projektbegriffes ist durchaus gewünscht oder wird zumindest toleriert, da es, nach dieser Auslegungsart, zu viele verschiedene Arten und Anwendungsbereiche gibt. Für den Einsatz in der Lehre – also für Lehrveranstaltungen oder unterschiedliche Arten von Lehrprojekten ist eine genaue Deckungsgleichheit mit der
Definition im Ganzen auch nicht zwingend erforderlich. Eine mögliche Deutung ist, dass Projektmanagement Instrumente und Methoden zur Verfügung stellt, die Aufgaben strukturiert und zielgerichtet erarbeiten lassen – auch jenseits der festgelegten Rahmenbedingungen.

Projektbezug in der Lehre

Im Vergleich zu klassischen Lehrveranstaltungen haben solche mit Projektbezug immer mehrere Ebenen, die es zu berücksichtigen gilt. Neben den fachbezogenen Inhalten müssen einerseits die Fertigkeiten und Kenntnisse dieser speziellen Arbeitsform vermittelt oder aber entsprechend vorbereitet und reflektiert werden. Andererseits gilt es auch die Ebene eines/er Auftraggebers/in oder eines/einer Kunden/in mit den entsprechenden Zielen und Vorstellungen zu beachten. Für viele Studierende sind (Lehr-) Projekte immer noch wenig bekanntes Terrain. Daher ist es von besonderer Bedeutung, als Lehrende/r, der/die in Projektform arbeiten möchte, zumindest mit den Grundlagen des Projektmanagements vertraut zu sein. Des Weiteren sollte der Aufwand für eine solche Lehrform nicht unterschätzt werden, weder zeitlich noch organisatorisch.

Häufige Meta-Ziele bei Lehrveranstaltungen mit Projektbezug sind:

  • Praktische Erfahrungen zu generieren, wie bestimmte fachliche Inhalte und Themen in der Praxis umgesetzt werden können
  • Transferorientiert zu lehren und lernen zu lassen
  • Neben den fachbezogenen Inhalten die sog. Schlüsselqualifikation 'Projektmanagement' mit all ihren Facetten zu vermitteln

Projektarten/-formen in der Lehre

Projektmanagement kann in der Lehre auf unterschiedliche Arten eingesetzt bzw. genutzt werden. Unter anderem sind folgende Formen in der Praxis umsetzbar:

  • Projekte mit studentischer Beteiligung
    Lehrende/r übernimmt die Rolle des/der Projektleiters/Projektleiterin]
  • ‚Autarke‘ Projekte von Studierenden
    Lehrende/r übernimmt die Rolle des Auftraggebers

Bei Projekten mit studentischer Beteiligung – hier ist gemeint, dass der/die Lehrende als Art 'Projektleiter/in' fungiert, übernehmen einzelne Studierende eine Art Teilprojektleitung und die anderen fungieren als Projektmitarbeiter/innen.

Mit 'autarken' Projekten ist gemeint, dass die Lehrenden entweder die Rolle der Auftraggeber/innen und/oder die eines/einer Tutors/Tutorin übernehmen und wahlweise ein Projektteam [mit eigenem/eigener studentischer/n Projektleiter/in] oder mehrere parallele Projektteams, eigenverantwortlich agiert bzw. agieren. Der Fall, dass Projektmanagement als Werkzeug zur Planung von Lehrveranstaltungen genutzt wird, findet hier keine weitere Betrachtung.

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht, welche Rollen und Aufgaben, je nach Art der Lehrprojektform, daraus resultieren.

Rollenbezogene Aufgaben in unterschiedlichen Lehr-Projektformen

Aufgaben des/der Lehrenden
„Projekte mit studentischer Beteiligung“: Lehrende/r = Projektleiter/in „autarke Projekte von Studierenden“: Lehrende/r = Auftraggeber/in
  • Formulierung und Klärung des Projektauftrags und der notwendigen Projektziele
  • Erstellung [mit Beteiligung der Studierenden] und Hoheit über Projektplan und mögliches Budget
  • Rollenbeschreibungen, Anforderungen und Rechte der T-PL [Teil-Projektleiter/in] und der MA [Mitarbeiter/innen] klären
  • Planung, Einladung und Durchführung aller relevanten Meetings [Kick-Off, Planungs-, Status-, Info-Meetings & Review]
  • Kontakt und Kommunikation zu evt. externen und/oder internen Beteiligten [Kunden/Kundinnen o. Ä.]
  • regelmäßige Verteilung aller geplanten Arbeitspakete & Aufgaben
  • regelmäßige Kontrolle der geplanten Arbeitspakete
  • evt. Eskalation in dringenden Fällen
  • Stakeholder- und Risiko-Analyse durchführen und Maßnahmen beschließen oder vorgeben
  • Form für Dokumentation der geleisteten Arbeiten festlegen und klären – Hoheit über Projekt-Dokumentation
  • regelmäßige Reflexionsrunden oder ein umfängliches Review zum Wissensaufbau in Bezug auf Schlüsselqualifikation Projektmanagement
  • Vorbereitung aller Beteiligten auf Projektarbeit [Befähigung]
  • "gute" Auswahl der Personen mit Verantwortung [Projektleitung (PL) & Teilprojektleitung (T-PL)]
  • Anforderungen an die PL stellen und klären
  • Projektorganisation aufsetzen
  • Begleitung der Projektgruppe bis zur fertigen Planung [PAP]
  • Teamfindung planen und durchführen
  • Vorgaben bezüglich der Häufigkeit von Team-Meetings machen – Dokumentation einfordern
  • regelmäßige [Status-] Treffen im "Lenkungskreis" [mit Lehrendem] durchführen und Statusberichte einfordern
  • Vorgespräche mit PL bei Kundenkontakt – Erstgespräch mit "Kunden" oder externen Partnern gemeinsam gestalten
  • als Ansprechpartner auch kurzfristig zur Verfügung stehen
  • eine offene Kommunikation einfordern
  • eigene Erfahrungen sammeln lassen – möglichst nur Hilfe zur Selbsthilfe geben
  • Review am Projektende gemeinsam mit der Projektleitung planen und durchführen

Beide Varianten erfordern eine solide Grundkenntnis der Instrumente und Vorgehensweisen bei Projektarbeit, jedoch ist der Aufwand [zeitlich und organisatorisch] bei der Variante 'mit studentischer Beteiligung' für die/den Lehrende/n wesentlich höher. Die Verantwortung für den Projekterfolg liegt im Wesentlichen bei dem/der Projektleiter/in.

Es ist zudem möglich, in Projekten eine Unterstützung durch externe Kooperationspartner/innen oder andere Auftraggeber/innen einzuplanen. Dafür eignen sich Mentor/innenmodelle oder konkrete Projektpatenschaften. Auch erfahrene wissenschaftliche Kolleg/inn/en können zur Unterstützung und Entlastung mit eingebunden werden.

Methoden-Auswahl

Magisches Dreieck

Magisches Dreieck

Das „magische Dreieck“ ist ein einfaches Modell das die Bezüge der drei relevanten Faktoren für den Erfolg von Projekten beschreibt. Dem Modell folgend geht man davon aus, dass der zeitliche Aufwand, die möglichen Ressourcen und die zu erbringende Leistung (im Englischen häufig nur als „Quality“ bezeichnet) in ein, für die Projektziele angemessenes, Verhältnis zueinander gebracht werden müssen. Mit Ressourcen ist hier entweder finanzieller oder personeller Aufwand gemeint.

Dieses Modell eignet sich auch als Hilfsmittel zur Bearbeitung eines Projektes, bspw. bei der Formulierung von Projektzielen, bei der Reflexion über den erfolgskritischen Faktor, bei der Verfassung von Statusberichten, in Bezug auf den sogenannten Primärfokus beim Planungsvorgehen, bei nachträglichen Änderungsanforderungen (Change-Requests), etc.

Projektphasenmodell

Auch zur Verringerung der Komplexität von Projekten, differenziert man den Gesamtzeitraum eines Projektes in verschiedene Phasen. Das lange Zeit klassische Phasenmodell umfasst folgende vier Phasen:

Projektdefinition Projektplanung Projektsteuerung Projektabschluss

In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht häufiger Kernaufgaben pro Phase:

Projektdefinition Projektplanung Projektsteuerung Projektabschluss
  • formale Projektgründung
  • Formulierung [oder Reformulierung] des Projektauftrages
  • Problemanalyse
  • Definition der Projektziele
  • Aufstellen einer Projektorganisation
  • Festlegung einer Prozessorganisation
  • Wirtschaftlichkeits- /Machbarkeitanalyse
  • Stakeholderanalyse
  • Sammlung aller notwendigen Aufgaben
  • Projektstruktur festlegen
  • Erstellung eines Ablaufplans
  • Zeitplanung
  • Ressourcenplanung
  • Aufwandschätzung und/oder Kostenplanung
  • Risikoanalyse
  • weitere spezielle Projektpläne
  • Kick-Off mit dem Projektteam

danach kontinuierlich:

  • Projektdokumentation
  • Terminüberwachung
  • Aufwände minimieren
  • Änderungen einplanen oder abwehren
  • Kostenkontrolle
  • Fortschrittskontrolle
  • Qualitätssicherung
  • Projektberichterstattung
  • Projekt-Meetings
  • interne Abnahme
  • evtl. externe Abnahme
  • Bewertung der Projektergebnisse
  • Review Meeting /Lessons learned
  • Projektauflösung
  • Rückführung aller Arbeitsmaterialien, Ressourcen, etc.

Ein weiteres, aktualisiertes Modell differenziert die ursprüngliche „Definitions-Phase“ in zwei Phasen. Dabei unterscheidet man die Phasen “Projekt-Initialisierung“ und „Projekt-Definition“.

Projektinitialisierung Projektdefinition Projektplanung Projektsteuerung Projektabschluss

Projekt-Initialisierung

Bei der Projektinitialisierung wird in verschiedenen Schritten vorbereitet, dass aus einer ersten Projektidee ein konkreter Projektauftrag entwickelt werden kann (Zuständigkeiten, Zielvision, Art der Organisation, usw.).

Projekt-Definition

Hier wird der Projektauftrag durch die Festlegung der formalen und inhaltlichen Rahmenbedingungen konkretisiert (u. a. Zieldefinition, Festlegung und Beschreibung der Projektinhalte, Projekt-Struktur, etc.).

Projekt-Planung

Ziel der Phase ist die konkrete Planung eines Projekts (Arbeitspakete und Vorgänge planen, Zeiträume und Einsätze festlegen, Kosten-/ Finanzmittelplan erzeugen, Risiko-Analyse, Ressourcenplan generieren, etc.).

Projekt-Steuerung

Alle defininerten und geplanten Tätigkeiten werden umgesetzt (Bearbeitung von Arbeitspaketen, Koordination von Terminen, Ressourcen, Überprüfung und Umgang mit Risiken, Finanzmitteln, Einhaltung der geplanten Qualitätskriterien, Zielerreichung, etc.).

Projekt-Abschluss

Hier werden alle formalen Aufgaben bearbeiten, um das Projekt abzuschließen (Projektabschlussbericht, ggf. eine Nachkalkulation und eine abschließende Sitzung zur Erfahrungssicherung.

Planungsmethodik

Es gibt viel Literatur zu diesem Thema (siehe Literaturtipps) und unterschiedliche Ansätze, bspw. je nach Schule, Projektart oder anderen Unterscheidungskriterien.

Ein generelles Vorgehen bei der Planung von Projekten hier in Kurzform:

  1. Definition des strategischen Projektziels
  2. Schriftlich fixierter Projektauftrag (Abgleich mit Auftraggeber)
  3. Formulierung aller daraus ableitbaren Projektziele
  4. Sammlung aller notwendigen Aufgaben, die notwendig sind, das Gesamtergebnis, bzw. (bei Vollständigkeit) alle formulierten Projektziele zu erreichen
  5. Strukturierung der Aufgabenliste (z.B. nach Objekten oder Gewerken oder Nutzungsmöglichkeiten etc.) mit Ober- und Unteraufgaben, bspw. mit Hilfe eines Mindmaps oder einer hierarchischen Baumstruktur – Ergebnis ist ein Projektstrukturplan (PSP)
  6. Sortierung aller Aufgaben(-pakete( unter sachlogischem Aspekt – mit der Berücksichtigung von Abhängigkeiten (also Vorgängern und Nachfolgern). Ergebnis ist ein Projektablaufplan (PAP) - der zentral wichtigste Plan für ein Projekt
  7. „Einschätzung“ aller Aufgaben(-pakete) – also die Festlegung der Bearbeitungszeit
  8. Zeitplan (häufig als Balkendiagramm) erstellen

Evt. Ableitung/Erstellung weiterer Pläne, wie bspw. Kostenplan, Meilensteinplan, Zielerreichungsplan, etc.

Risikoanalyse

Im Rahmen einer Risikoanalyse werden alle möglichen projektbezogenen Risiken gesammelt, bewertet und daraus Maßnahmen abgeleitet, diese zu vermeiden, abzuschwächen oder zu übertragen.
Im einfachsten Fall führt man eine Art Brainstorming mit dem Projektteam durch und sammelt hier alle relevanten Risiken. Es gibt aber auch vorgegebene Kategorien von Projektrisiken, Checklisten und Fragekatalogen, die allerdings je nach Art des Projektes unterschiedlich aussehen müssen. Die drei Faktoren des Modells des 'magischen Dreiecks' bieten aber auch eine gute Orientierung für die Identifikation von potentiellen Projektrisiken.

In einer klassischen Risikoanalyse werden alle gefundenen Risiken in einer Art Tabelle gelistet und verschiedene Faktoren gesammelt bzw. eingeschätzt. Die Einstufungen der Bewertungen in der folgenden Tabelle sind nur als Beispiele zu verstehen.

Tabelle 1: 100% Eintrittswahrscheinlichkeit beschreibt Kein Risiko mehr, sondern ein Faktum - deshalb wird hier bspw. nur bis 90% eingeschätzt
  Beschreibung Beispielfall weiteres Beispiel
Risiko Beschreiben Sie die Art des Risikos. Es könnten wichtige Ressourcen abgezogen werden.
Ursache Beschreiben Sie die Ursache. z.B. ein Strategiewechsel
Wahrscheinlichkeit

10% = 1

20% = 2

30% = 3

40% = 4

50% = 5

60% = 6

70% = 7

80% = 8

90% = 9

5
Auswirkung

sehr niedrig: 1

niedrig: 2

mittel: 3

hoch: 4

sehr hoch: 5

4
Impact

(Wahrscheinlichkeit x Auswirkung)

hier im Beispiel

zwischen 1-45

(5 x 4) = 20

Nach einer solchen Einschätzung können verschiedene Maßnahmen definiert, bewertet und umgesetzt werden. Man unterscheidet häufig folgende Strategien: Akzeptanz (bei niedrigen Impact-Werten), Vermeidung und/oder Begegnung (bei mittleren Impact-Werten) und Umplanung (auch Vermeidung) oder Versicherung (bei hohen Impact-Werten).

Entscheidend ist, dass Risikobetrachtungen nicht nur zu Beginn eines Projektes gemacht werden, sondern von der Projektleitung kontinuierlich im Blick behalten werden sollten.

Stakeholder-Analyse

Als Stakeholder (Teilhaber) bezeichnet man im Sinne des Projektmanagements alle Beteiligten, Betroffenen und Interessierten, die Einfluss auf das Projekt nehmen können. Diese Anspruchsgruppen oder Einzelpersonen betrachtet man aus verschiedenen Gründen. Bei Projekten mit studentischer Beteiligung ist es wichtig, dem Projektteam zu helfen an eine rechtzeitige Kommunikation mit allen im Projektverlauf beteiligten Personen zu denken und diese zu planen. Häufig kommt es zu Situationen, in denen Betroffene viel zu spät davon erfahren, dass irgendetwas getan werden soll oder gebraucht wird. Die Stakeholder-Liste erfüllt also auch die Aufgabe einer ‚Kontaktliste‘.

Die Analyse der Stakeholder weist in ihrer Struktur Ähnlichkeiten zur Risikoanalyse auf:

  Beschreibung Beispielfall weiteres Beispiel
Stakeholder Beschreiben Sie die betroffenen Gruppen / Personen Bürgerinitiative XY
Ziele Beschreiben Sie die möglichen Ziele. Verhinderung der Projektdurchführung
Einstellung zum Projekt

+3 = sehr positiv

+2 = positiv

+1 = in Ordnung

-1 = nicht in Ordnung

-2 = negativ

-3 = sehr negativ

-3
Einfluss auf das Projekt

klein: 2

mittel: 3

hoch: 4

2
Impact

(Einstellung zum Projekt x Einfluss auf das Projekt)

(-3 x 2) = -6

Es gibt auch hier verschiedene Strategien auf die unterschiedlichen 'Impact'-Werte zu reagieren und Maßnahmen zu definieren.

Statusberichte

Statusberichte dienen dazu eine konkrete Rückmeldung zur Erledigung bzw. zum Fortschritt aus den unterschiedlichen Bereichen / Teilprojekten oder aber auch von den einzelnen Projektbeteiligten zu erhalten. Fragen Sie einfach nur, wie es denn so läuft, können Sie sich auf die unterschiedlichsten Antworten gefasst machen – wahrscheinlich von: „Alles in Ordnung“ bis zu mehreren Seiten Text mit allen möglichen Informationen. Ein Statusbericht gibt eine klare Struktur oder Form für diese Art von Rückmeldung vor und wird es den Projektbeteiligten, wie auch den Projektverantwortlichen, einfacher machen, einen Überblick zu geben bzw. zu erhalten. Der Verfasser eines Statusberichtes schätzt die drei wichtigen begrenzenden Faktoren ‚Zeit‘, ‚Ressourcen‘ und ‚Leistung‘ ein und gibt, bei Abweichung vom Plan, zum jeweiligen Faktor nähere Informationen. Ein Statusbericht sollte auf eine DinA4-Seite passen. Gerade bei Projekten mit Studierenden ist es sinnvoll, eine solche klare Form der Rückmeldung im Vorfeld zu besprechen und eine Form vorzugeben.

Eine Vorlage für einen Statusbericht finden Sie unten als Download.

Projektstatusbericht

Projekt-Meetings

Die klassischen Meetings im Projektmanagement sind:

  • Kick-Off-Meetings
    • häufig Kick-Off I in der Planungsphase
    • und Kick-Off II kurz vor der Umsetzung
  • Status-Meetings
  • Informations-Meetings
  • Review-Meetings

Bei der Durchführung von Lehrprojekten ist es der Erfahrung nach von besonderer Bedeutung ganz konkrete Termine, Rhythmen, Zeiten und Orte für die unterschiedlichen Projektmeetings zu vereinbaren, diese häufig und nachhaltig zu kommunizieren und bestimmte konkrete Vorgaben zu Vorbereitungen zu machen. Darüber hinaus sollten auch alle weiteren kommunikativen Anlässe geplant und klare Vereinbarungen mit den Studierenden getroffen werden. Lassen Sie sich bspw. Protokolle der Meetings vorlegen. Als Instrument zur Planung aller kommunikativen Anlässe kann die sogenannte „Kommunikations-Matrix“ genutzt werden.

Bsp. für eine Kommunikations-Matrix (Variante: Anlässe & Beteiligte).

Wer
Wann
Team Kunde
Ansprechpartner
Teil-PL Projektleiter/in Stakeholder XY
zu Beginn Kick-Off evtl. Teil des Kick-Off Kick-Off Kick-Off vorgefertigte Info
bei Meilensteinen Meeting per Mail (evtl. persönliches Treffen) Meeting Meeting evtl. Meeting
bei individuellen Problemen immer CC an PL / /

Anruf, persönliches Treffen, Mail

/
bei Zeitverzug immer Info an PL Info nur von PL Telefon/Mail Mail / Meeting Mail ans Team oder Meeting /
Abschluss persönliches Treffen persönliches Treffen persönliches Treffen persönliches Treffen Info
...          

 

Lessons Learned

„Lessons Learned“ beschreibt im Kern eine nachträgliche Betrachtung eines Projektes aus Projektleitungssicht. Bei Projekten mit Studierenden empfiehlt sich, gerade mit Blick auf mögliche Lernziele, diese Reflexion mit allen beteiligten Studierenden durchzuführen. Als Lehrende/r besprechen Sie mit den Studierenden, welche Schwierigkeiten wahrgenommen worden sind und wie diese gelöst wurden, welche Vorgehensweisen zu Problemen oder bspw. Verzögerungen geführt haben und was zukünftig anders gemacht werden könnte. Genauso besprechen Sie, welche Aspekte positiv waren und gut funktioniert haben. Ziele sind dabei eine kontinuierliche Verbesserung zu erreichen, Erfahrungen über Erfolgsfaktoren zu sammeln, Fehler in zukünftigen Projekten zu vermeiden.

Praxisbeispiele für projektorientierte Lehre

Lehre im Projektformat gibt es an der Ruhr-Universität Bochum bereits. Im Folgenden gewähren Ihnen zwei Lehrende Einblick in ihre Lehrprojekte und ein Studierender berichtet aus seiner Perspektive über ein Lehrprojekt.

Lehrveranstaltungen im Projektformat zum Thema „Ökologie und Formenvielfalt in der Nordsee – mit Exkursion nach Helgoland“

Ein Interview mit Dipl.-Biol. Holger Bäcker, Lehrstuhl für Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere, durchgeführt von Aleksandra Penkala & Stefanie Füchtenhans

Frage: Welche Veranstaltung haben Sie als „projektförmige Lehre“ umgesetzt?

Kern:

Die Veranstaltung heißt:„Ökologie und Formenvielfalt in der Nordsee - mit Exkursion nach Helgoland“ und dauerte zehn Tage, wovon drei Tage der Vorbereitung in Bochum dienten und sieben Tage für die Exkursion auf Helgoland genutzt wurden. Es nahmen 18 Studierende, ein Dozent und eine Hilfskraft teil.

Umsetzung:

Exkursionen zum Kennenlernen der einheimischen Flora und Fauna gehören bei uns Biologen schon immer zum Studium dazu. Eine Projekt-Exkursion, wie ich sie auf Helgoland durchgeführt habe, gibt es allerdings erst seit 2013. Früher wurde die Veranstaltung im Block (sogen. „A-Modul“) angeboten und dauerte insgesamt vier Wochen (2 Wochen theoretische Vorbereitung in Bochum und 2 Wochen Exkursion auf der Insel). Um zeitliche und finanzielle Ressourcen auszugleichen und das Thema dennoch – auch auf Wunsch der Fachschaft nach einer kostengünstigen Exkursionsalternative - anbieten zu können, hatte ich mich 2013 für die Durchführung der Veranstaltung als „Lehrprojekt“ entschieden. In der neuen Form nahm die Exkursion nun insgesamt 10 Tage ein, davon fanden drei Vorbereitungstage in Bochum mit theoretischem Input statt und 7 Tage wurden auf der Insel verbracht. Der starre theoretische Anteil des alten A-Moduls verstärkt in die Praxis umgesetzt und die gesamte Veranstaltung nach einer zeitlichen Lücke fühlbar „wieder-belebt“. Seitdem wird versucht, die Exkursion in einem jährlichen Rhythmus aufrechtzuerhalten.

An unserem Projekt „Ökologie und Formenvielfalt in der Nordsee - mit Exkursion nach Helgoland“ haben im letzten Durchgang (Sept. 2014) 18 Studierende, meine Hilfskraft und ich als Dozent teilgenommen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass insgesamt nicht mehr als 25 Personen an dieser Exkursion teilnehmen sollten, um mit den Gegebenheiten vor Ort optimal arbeiten zu können (Labore, Arbeitsräume, Unterkunft, etc.).

Die Exkursion richtet sich an Fortgeschrittene Studierende des Fachbereichs Biologie, die sich im Fachbereich Biodiversität und Ökologie spezialisieren möchten – sie sollten die Grundprüfungen der Biologie erfolgreich absolviert haben und können daher ca. ab dem 5. Semester teilnehmen. Die Exkursion ist auch für Lehramtsanwärter/innen von Interesse, die während des Studiums gemäß unserer Prüfungsordnung an Pflichtexkursionen zur einheimischen Tier- und Pflanzenwelt teilnehmen müssen. Mit der Teilnahme an meiner Exkursion konnten sie alle in der Prüfungsordnung geforderten Pflichtexkursionstage auf einmal erledigen.

Aus Sicht des Dekanats sollte sich die gesamte Exkursionsgruppe wie folgt zusammensetzen:

  • 50 % aus „an einem spezifischen Berufsfeld Interessierte“ (z.B. Lehramtsstudierende)
  • und 50 % aus „an Wissenschaft Interessierten“ (sozusagen angehende Wissenschaftler).

Im letzten Projekt, das ich begleitet habe, gab es allerdings mehr Lehramtsstudierende und weniger auf die Wissenschaft ausgerichtete Studierende. Auf Grund dieser heterogenen Gruppenzusammensetzung und den damit einhergehenden unterschiedlichen Leistungserbringungen der Studierenden habe ich die Projektstruktur auf diese Verteilung angepasst.

Frage: Wie haben Sie die Veranstaltung vorbereitet? Worauf sollen Lehrende bei der Planung achten?

Kern:

Gute Vorbereitung ist alles! Meine Hauptarbeit für das Projekt lag deutlich vor der eigentlichen Durchführung im Semester. Da will einiges organisiert und vorab durchdacht werden. Die Fortbildungen der ifb zum Thema „Projektmanagement“ haben mir eine gute Basis für mein Handlungsfeld und die Struktur als Gesamtleitender gegeben.

Umsetzung:

Ebenfalls wurde mir dabei klar, welchen Wert die Phase der Projektinitiierung/Projektplanung für mein Lehrprojekt hat. Trotz des hohen Aufwands in der Vorbereitung war das Ergebnis die Mühe allemal wert. Zur Vorbereitung des Projekts zählten für mich dabei u.a. ...

… die Beantragung der Exkursion in der Fakultät, Beantragung des Termins auf der Insel an der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH), Buchung des Busunternehmens, Besorgung der Tickets, Organisation der Umsetzung auf der Insel (Labore, Ausfahrten, Material, usw.), und Suche und die Einstellung eines ‚Hiwi‘ , sowie „Werbung“ für die Exkursion (Poster, VSPL, etc.). Ich musste das Material aus der Sammlung für die Gestaltung der theoretischen Tage heraussuchen, Vorbereitungen für die Vorträge und Arbeitsaufgaben treffen sowie die Projektmanagementtools auf den Einsatz vorbereiten. Auf der Insel war ich natürlich immer der Ansprechpartner und im Kursraum anwesend. Fragen oder Schwierigkeiten, die aufkamen, konnten gut gelöst werden, da ich mich darauf bereits vorbereitet hatte. Eine gute Vorarbeit ist sehr viel wert.

Zu meinen Hauptaufgaben auf Helgoland gehörte die Koordination der Teamarbeiten. Vor Ort habe ich dann meine Aufgabe eher darin gesehen, den Überblick über sämtliche Teilprojekte zu behalten und diese untereinander zu koordinieren, die Teams zu beraten und mit ihnen immer in Kontakt zu bleiben.

Frage: Wie haben Sie die Veranstaltung konkret durchgeführt? Wie wurden die einzelnen Teams informiert und organisiert? Gab es bestimmte Rollen innerhalb der Teams?

Kern:

In einem Vorbereitungstermin („Kick-Off Meeting“) habe ich alle Eckdaten genannt. Dann gab es drei intensive Tage als theoretischer Input hier in Bochum. Die Studierenden haben dabei z.B. gelernt, wie zoologische Stammbäume rekonstruiert und Artporträts (im Grunde eine schnelle und kurze Simulation von taxonomischen Artbeschreibungen) erstellt werden. Zudem gab es einen kurzen Methoden-Input. Die Gruppenaufteilung musste ebenfalls in diesen drei Tagen erfolgen und wir haben festgelegt, welche Aufgaben im Rahmen des Projektes von welcher Gruppe bearbeitet werden sollten. Danach waren wir gut gewappnet für die eigentliche Exkursion.

Umsetzung:

Nach der Bewerbungsphase der Exkursion wurden die Interessierten zu einem Vorbesprechungstermin eingeladen. Dort habe ich die Struktur des Lehrprojektes in etwa so angekündigt: „Wir führen die Exkursion diesmal mit einer praxisnahen Ausrichtung durch und zwar als „Lehrprojekt“ und ihr werdet teilweise als Projektleiter eines eigenen Teams eingesetzt“, da haben einige nicht schlecht gestaunt. Das Ziel der Exkursion war für alle Studierenden die Erstellung eines gemeinsamen Exkursionsskripts, das alle Hausarbeiten der einzelnen Gruppen bündelt und damit eine Synthese des Gesamtprojektes darstellt.

Da es sich um eine heterogene Gruppe handelte, bestehend aus zukünftigen Lehrer/inne/n und aus angehenden Forscher/innen bzw. Wissenschaftler/innen, die verschiedenen Anforderungen im Studium nachkommen mussten, eignete sich das Projekt als Veranstaltungsform am besten. In dieser Aufteilung mussten die Studierenden auch unterschiedliche Leistungen erbringen.
Das bedeutete, dass die Studierenden, die einen forschungsorientierten Schwerpunkt gewählt haben, als Teilprojektleiter bestimmt wurden und diese Aufgaben hatten:

  • als Gruppenleitung / Teilprojektleitung fungieren
  • schriftliche Gruppenleistungen unterstützen und koordinieren (verschiedene Artporträts zusammenfassen und den Rahmen dafür geben)
  • ein benotetes Referat halten

Die Projektmitarbeiter/innen (z.B. die Lehramtsstudierenden) waren in der Rolle von Fachexperten für spezielle Tiergruppen eingebunden. Durch Suche, Haltung der Tiergruppen in Aquarien, Bestimmung und Erstellen der Artporträts lieferten sie die Daten für die Projektleiter. Über ein Prioritätensystem (1./2./3. Wunsch) konnten sich die Studierenden für einzelne Themengruppen (bearbeitete Tiergruppen) bewerben.

Folgende Gruppenstruktur ergab sich aus dieser Wahl:

Wie das Schaubild zeigt, gab es noch eine weitere wichtige Rolle, da nicht immer alle Gruppen gleich viel Arbeitsaufwand haben können (z.B. aufgrund der Tatsache, dass nicht immer gleichmäßig viele Tiere in allen Gruppen eingefangen oder entdeckt werden). Je nach Aktivität (Kutterfahrt, Wattwanderung etc.) hatte das eine oder andere Team mehr oder weniger Arbeit. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, dass jede Teilprojektleitung im Rotationsprinzip einen „Springer“ ernennt und dieser anderen Gruppen bei Bedarf unterstützend zu Hilfe kommt.

Frage: Alle Studierenden haben am Ende auf eine gemeinsame kleine „Veröffentlichung“ hingearbeitet – auf das sogenannte Exkursionsskript. Welche Kompetenzen konnten die Studierenden innerhalb der Exkursion noch erwerben?

Kern:

Im Fokus stand vor allem der Transfer von „gelerntem Wissen“ in „gelebte Praxis“, also ganz klassisch die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Aufgrund der Durchführung als Lehrprojekt wurden neben den fachlichen Kompetenzen eine Reihe von berufspraktischen und sozialen Kompetenzen erworben.

Umsetzung:

Eines der wichtigsten Lernziele war für mich, den Studierenden Praxisorientierung zu ermöglichen. Sie sollten die Anwendung der Theorie in einem realitätsnahen Rahmen – unter nahezu realen Bedingungen - erleben, und damit auf ihre Zukunft als Lehrer/innen oder Wissenschaftler/innen vorbereitet werden. Es gab aber durchaus noch mehr Kompetenzen zu erwerben.

Erworbenes Wissen vertiefen – Fachkenntnis erwerben

An die verschiedenen Rollen der Teilnehmer/innen waren nicht nur unterschiedliche Leistungsanforderungen, sondern auch unterschiedliche Ziele geknüpft. Zu den fachlichen Zielen gehörte, dass die Studierenden, nachdem sie in den früheren Semestern an unterschiedlichen Einführungen des zoologischen Systems teilgenommen haben, nun ins Detail gehen und ihre Kenntnisse vertiefen konnten.

Ein Gesamtbild konstruieren - ein psychomotorisches Lernziel

Die Studierenden lernten dadurch das komplette zoologische System zu verstehen, sie behandelten Themen und Tiergruppen, die im Grundpraktikum erstmal ausgespart geblieben sind (z.B. die vermeintlich „kleineren Tierstämme“, die alle auf Helgoland beobachtet werden können – Hufeisenwürmer, Spritzwürmer, Igelwürmer, Asselspinnen, …). Zudem lernten die Studierenden, wie man Stammbäume rekonstruiert oder erstellt. Dies zählt u.a. auch zu den psychomotorischen Lernzielen, da es sich um ein handwerkliches Verfahren handelt.

Übergreifende und soziale Kompetenzen

Die Studierenden lernten außerdem, was es bedeutet, auf engem Raum in kurzer Zeit als Team mit begrenzten Ressourcen dennoch zu repräsentativen Ergebnissen zu kommen. Dabei wurden bestimmte Fähigkeiten der Studierenden wie Kommunikations-, Problemlöse- und Teamfähigkeit trainiert und vertieft. Auf der Ebene der Kommunikation mussten die Teilprojektleiter/innen nicht nur mit ihrem Team, sondern auch mit den anderen Teilprojektleiter/innen und mit dem Gesamtleitenden (Statusberichte, Projektleitertreffen, Deadlines) zusammenarbeiten, sich koordinieren und gegenseitig unterstützen. Außerdem gehörte zu ihren Aufgaben die Zuordnung der Ergebnisse, die das jeweilige Team erarbeitete.

Praxisorientierung

Ein weiteres wesentliches Lernziel war die praktische Anwendung der Theorie in einem realitätsnahen Rahmen (unter realen Bedingungen), der in Zukunft auf die Lehrer/innen sowie die Wissenschaftler/innen zukommen wird. Sei es, dass die zukünftigen Lehrer/innen ähnliche Exkursionen mit ihren Schüler/inne/n auf Helgoland durchführen (dort gibt es mittlerweile ein Schülerlabor) oder dass die Wissenschaftler/innen eigene Forschungsgruppen am Lehrstuhl oder an anderen Forschungseinrichtungen leiten. Deshalb eignete sich die praxisorientierte Form der Lehrveranstaltung so gut. Aus meiner Perspektive war es enorm wichtig, dass die Studierenden zudem einen Blick „hinter die Kulissen“ einer biologischen Anstalt bekamen und sehen und erfahren konnten, wie Meeresbiologen arbeiten und wie die Arbeit an Langzeitstudien aussieht. Angehenden Lehrerinnen und Lehrern habe ich einen Blick hinter die Kulissen des Helgoländer Schülerlabors ermöglicht, so dass sie sich mit den Formalitäten und Abläufen vor Ort vertraut machen möchten, wenn sie bald mit eigenen Schulklassen die Insel besuchen möchten.

Disziplinspezifische Verhaltensweisen (habitualisierte Ethik)

Ein weiteres und sehr essenzielles Lernziel ist, dass die Studierenden lernen, Achtung vor der Natur zu haben. Als Biologe/in muss man die Tiere fangen, beobachten und dokumentieren - dazu gehört auch manchmal das Fixieren und Töten des Tieres. Die Studierenden erlernen, achtsam, konzentriert und koordiniert vorzugehen. Keines der zu untersuchenden Tiere darf leiden oder unnötig sterben. Es muss eine klare Kommunikation untereinander erfolgen, damit kein weiteres Tier derselben Art durch eine/n Teamkollegen/in zu Analyse- und Dokumentationszwecken getötet wird, obwohl ein anderer dies bereits getan hat. Außerdem muss nicht jedes Tier getötet werden, viele werden lebend frei gelassen, müssen aber in der Beobachtungs- und Dokumentationszeit artgerecht versorgt werden (bspw. Sauerstoffstein im Aquarium, geeignete Nahrung etc.).

Frage: Wie haben Sie die studentische Leistung bewertet?

Kern:

Je nach Rolle im Projekt wurden die studentischen Leistungen unterschiedlich bewertet. Das heißt, dass die Teilprojektleiter/innen eine andere Leistung erbringen mussten als die Projektmitarbeiter/innen.

Umsetzung:

Die Aufgabe für die Projektmitarbeiter/innen war es, eine Hausarbeit zu schreiben und einen schriftlichen Rahmen für die gefundenen Arten zu geben. Die Lehramtsanwärter/innen sollten im Projekt Artporträts erstellen und damit den Projektleitern Daten für ihre Hausarbeiten (= Projektberichte) liefern. Die Artporträts wurden standardisiert (jeweils 2 DIN A4-Seiten, wiss. Artnamen, Fundort, Lebensweise und den wichtigsten Bestimmungsmerkmalen). Hierzu wurden sämtliche Merkmale auch im Detail fotografiert und ein Bestimmungsschlüssel mithilfe von spezieller Literatur dazu erstellt. Im Grunde ist das Artportrait ein Steckbrief der einzelnen Tiere, die die Studierenden gefunden haben, bei dem sämtliche Merkmale gelistet werden. Im Jahr 2014 wurden so im Rahmen der Exkursion 187 Arten dokumentiert.

Die Aufgabe der Teilprojektleiter/innen (wissenschaftlich Interessierte) war, aus dem gelisteten „Wust an Daten“ Merkmale herauszuschälen, die sich für eine Stammbaumerstellung eignen. Es war unerheblich, wie viele Arten gefunden und somit dokumentiert wurden. Entscheidend war, ob die Studierenden aktiv mitgearbeitet haben und nicht wie viele Tierarten bestimmt worden sind. Eine weitere Aufgabe der Teilprojektleitenden war, ein landeskundliches Referat (z.B. zur geologischen Entstehung der Insel) zu halten.

Die Note am Ende setzte sich zu 75% aus der Hausarbeitsnote und zu 25% aus der Referatsnote zusammen. Die Projektmitarbeiter/innen (= angehende Lehrerinnen und Lehrer) bekamen am Ende der Veranstaltung eine unbenotete Teilnahmebescheinigung, wenn sie aktiv mitgearbeitet und unterstützt haben.

Frage: Worauf muss man bei der Durchführung einer Veranstaltung in Projektform aus Ihrer Sicht besonders achten? Was könnten mögliche Stolpersteine sein?

Kern:

Es ist wichtig, dass die Studierenden selbstständig ihre Arbeit machen, auch wenn dabei manchmal Fehler passieren. Das ist völlig in Ordnung, da sie auch aus Fehlern lernen. Der/die Lehrende muss den Überblick über alles behalten und immer Ansprechpartner bleiben, wenn die Studierenden bei Unsicherheiten eine Rückversicherung brauchen.

Umsetzung:

Ein Tipp ist, dass man im Vorfeld die Studierenden gut vorbereitet, somit kann man einige Fragen oder Unsicherheiten bereits im Vorfeld klären. Eines der vielen Beispiele dafür kann ich hier kurz erläutern: Nach der Ankunft auf der Insel habe ich mit jeder Gruppe einzeln eine ausgiebige Führung durch alle relevanten Räumlichkeiten der Biologischen Anstalt gemacht. Zudem wurde das gesamte für die jeweilige Gruppe wichtige Equipment gezeigt, sodass jede/r Studierende eine Orientierung hatte und Fragen direkt geklärt wurden.

„Wo dürfen wir überall hinein?“, „Was haben wir alles an Material zur Verfügung?“, „Wo sind die Aquarien?“, „Wo werden die Tiere hinterher wieder ins Wasser zurückgelassen, wenn man sie freilässt?“, „Wo stellen wir die Geräte hin, die wir mitgenommen haben?“, „Wo ist die Bestimmungsliteratur?“, „Wenn ich Algen pressen möchte, wo kann ich das machen?“ und so weiter. Alle diese Fragen hätte ich im Laufe der Exkursion doppelt und dreifach beantworten müssen, wenn ich nicht mit jeder Gruppe eine solche Einführung in alle Räumlichkeiten vor Ort gemacht hätte. Auch bei der Vorbesprechung in Bochum wurde nicht nur der Ablauf, sondern auch das Projekt inhaltlich besprochen. Diesem Muster folgte ich daher auch auf der Insel.

Da das Projekt, wie bereits erwähnt, mit begrenzten Ressourcen ausgestattet war, die Studierenden wenig Zeit hatten und auf engem Raum zu Ergebnissen kommen sollten, war eine Sorge, dass es zum „Lagerkoller“ kommen könnte. Durch Einplanung ausreichender Pausenzeiten, der Einsparung von „Sollzahlen“ („es müssen mindestens X Tiere beschrieben werden…) sowie durch die Tatsache, dass den Studierenden freigestellt wurde, wie sie sich die Arbeit einteilten, konnte ein großer Teil des Drucks genommen werden, der anderweitig vielleicht entstanden wäre.

Ein Lagerkoller hätte zum Stolperstein werden können, deshalb sollten Lehrende die Situation gut beobachten und eingreifen (z.B. über Konfliktmanagement), sollte es Anzeichen dafür geben. Eine gute Möglichkeit einem Lagerkoller vorzubeugen ist, vorausschauend den Druck zu reduzieren. Dafür ist es wichtig, dass man von den Studierenden nicht erwartet, dass sie pausenlos immer von 8 bis 18 Uhr durchgehend arbeiten, sondern der/die Gesamtleitende sollte genug Vertrauen in die selbstständige Arbeit der Studierenden haben und denen auch ruhig etwas zutrauen, insbesondere auch die Eigenbestimmung der Tätigkeiten und Zeiten.

Außerdem haben wir zu Beginn klare Regeln formuliert, zum Thema „Sicherheit“ und auch besonders zum Thema „Achtung vor der Natur“. Die Studierenden sollten dann selber wissen, wie viel Material vorhanden ist, welche Tiere wie versorgt werden müssen, wie welcher Arbeitsschritt gekennzeichnet wird etc. Bei Fragen steht ein/e Gesamtleitende/r jederzeit zur Verfügung.

Ein weiterer Stolperstein, der sich ergeben kann, ist der so genannte „Stille-Post-Effekt“. Das heißt, es bekommen nicht immer alle alles (jede Info) in gleichem Ausmaß mit. Da muss die/der Lehrende für eine eindeutige und für alle gleichermaßen zugängliche Kommunikation sorgen. Der/die Gesamtleitende leitet die wichtigen Infos (bspw. Statusberichte) regelmäßig an die Teilprojektleiter/innen weiter, die wiederrum die Infos rechtzeitig an das jeweilige Team weitergeben. Es braucht also eine gute Mischung von Struktur und Freiraum und vor allem muss jede Regelung allen Studierenden gleichermaßen bewusst / bekannt sein. Das Schaffen von Transparenz, z.B. durch gemeinsame Meetings oder einem eingerichteten Schwarzen Brett mit dem Tagesprogramm (z.B. im Frühstücksraum), hilft da sehr.

Lehrveranstaltung im Projektformat zum Thema „Urban Gardening“

Ein Interview mit Frau Dr. Astrid Seckelmann, Geographisches Institut, durchgeführt von Aleksandra Penkala & Stefanie Füchtenhans

Frage: Welche Veranstaltung haben Sie als „projektförmige Lehre“ umgesetzt und wie ist sie im Studium verortet?

Kern:

Es handelt sich um ein forschungsbezogenes Seminar, bei dem die Studierenden in Teams kleine Forschungsprojekte zum Thema „Urban Gardening“ durchführen. Die Veranstaltung hat im Wintersemester 2014/15 begonnen und läuft über zwei Semester

Umsetzung:

Ich führe seit Jahren Projekte in der Lehre durch. Das Seminarbeispiel, das ich in diesem Beitrag näher erläutern will, ist ein Projekt, das ich aktuell begleite. Wie meistens bei uns in der Geographie ist die Seminargröße auf maximal 15 Plätze begrenzt und es nehmen derzeit 13 Studierende teil.

Nach den Empfehlungen des Studienverlaufsplans sind die Studierenden im fünften Semester, wenn sie damit anfangen. Sie schließen das Projekt parallel mit ihrem Bachelorstudium ab. Es ist so ein bisschen die Krönung dessen, was sie bisher gelernt haben, da hier Theorie, Methodik und Empirie miteinander verbunden werden.

Deshalb ist Voraussetzung für die Teilnahme, dass die Studierenden bestimmte Grundlagenseminare und einen Methodenkurs besucht haben. Diese formale Eingangsbedingung wird geprüft. Die Studierenden können aus verschiedenen Studienprojekten dasjenige auswählen, dass sie am meisten interessiert. So gab es neben meinem Kurs zu „Urban Gardening“ auch noch andere Projekte, z. B. zur Höhlenklimatologie oder Entwicklung und Bewertung von Fließgewässern.

Frage: Wie haben Sie die Veranstaltung konkret durchgeführt?

Kern:

Das Projektseminar ist – wie meist bei uns in der Geographie - zweisemestrig, wobei im ersten Teil ein theoretischer Input erfolgt. Auf dieser Grundlage werden dann die Forschungsfragen entwickelt, die im zweiten Teil bearbeitet werden. Es ist ein regelmäßig stattfindendes Seminar und hat für die Studierenden auch in der vorlesungsfreien Zeit nicht pausiert. In dieser Zeit mussten sie selbst organisiert ihre Projekte voranbringen.

Umsetzung:

Das Seminar startete anfangs mit einer Phase von theoretischem Input, in dem mit Hilfe von Literatur und Exkursionen der fachliche Kontext zu „Urban Gardening“ erarbeitet wurde. In diesem Zeitraum haben sich die Studierenden auch untereinander kennengelernt, so dass sie anschließend Teams bilden konnten. In diesen Teams haben sie dann in der zweiten Phase auf Grundlage des theoretischen Wissens eigene Forschungsfragen erarbeitet und sind nun gerade dabei, die Empirie für die Untersuchungen zu entwickeln.

Frage: Wie wurden die einzelnen Teams informiert und organisiert? Gab es bestimmte Rollen innerhalb der Teams?

Kern:

In diesem Seminar haben sich die Studierenden nach Forschungsinteressen in Teams zusammengefunden. Innerhalb der Teams wurden Rollen für verschiedene Aufgaben vergeben, jedoch keine Hierarchien erstellt. Deshalb liegt die Verantwortung für das Gelingen des Projektes bei allen Teammitgliedern gleichermaßen.

Umsetzung:

Im Vorfeld, während der theoretischen Einarbeitung, hatten die Studierenden in kleineren Gruppenarbeiten die Möglichkeit sich kennenzulernen und mit unterschiedlichen Teilnehmern zu arbeiten, sodass sich Teams nach Interessen, Sym­pathie oder Arbeitsweise bilden konnten. Pro Team haben sich 3 bis 4 Personen zusammengetan. Dann haben sie ihre Projektziele formuliert. Ein Team behandelt z.B. das Teilprojektthema „Integration durch Urban Gardening“, ein anderes die Möglichkeit neue Gartenformen auf dem RUB-Campus zu etablieren, wieder ein anderes befasst sich mit solidarischer Landwirtschaft.

Ich habe die Teams gebeten, in Eigenregie Rollen festzulegen. Z. B. die Rolle des Protokollanten bei den Teamsitzungen oder die der „Kommunikation nach außen“, wobei „nach außen“ jetzt erst einmal nicht mich als Lehrende als Adressatin meint, sondern die Personen, die die Studierenden dann für ihre jeweiligen Projekte in der Stadt oder anderswo ansprechen müssen. Ich habe mich explizit gegen die Empfehlung ausgesprochen, die Rolle „Projektleiter“ im Sinne eines hierarchischen Leiters zu vergeben. Ich fand es sinnvoller, gleichwertige Rollen zu vergeben und zu sehen, wie es läuft. Ich wollte deutlich zu machen, dass alle Teammitglieder gleichermaßen für den Erfolg des Projektes verantwortlich sind.

Meine eigene Rolle ist die der Leiterin der Lehrveranstaltung und mein Projekt ist die Lehrveranstaltung. Dieses Projekt leite ich. Aber innerhalb der Teams müssen sich die Studierenden selbst organisieren und absprechen. Wie sich die die Studierenden innerhalb der Gruppe organisieren, machen sie untereinander aus. Die Personen z. B., die mich kontaktieren, variieren, da sich einige Studierende im Praktikum befinden oder aus anderen Gründen nicht vor Ort sind und dadurch verändern sich bei ihnen im Team automatisch die Rollen. Das finde ich persönlich nicht schlimm. Aber wichtig ist für mich, dass deren „Kommunikation nach außen“ einheitlich geregelt ist, denn das wäre für außenstehende Ansprechpartner sonst zu verwirrend.

Frage: Welche Kompetenzen können/konnten die Studierenden erwerben?

Kern:

In der Geographie werden Projekte schon seit vielen Jahren angeboten, da speziell in diesem Studium eine starke Praxisnähe vermittelt werden soll. Es wird nicht nur ausschließlich gelehrt, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert, sondern es werden auch Fähigkeiten vermittelt, die im Beruf und für das weitere Studium von Relevanz sind. Die Studierenden lernen neben Fachlichem und Methodischem, wie sie sich selbst und die Aufgaben innerhalb des Teams organisieren. Sie erlernen die Grundprinzipien des Projektmanagements und sie üben unterschiedliche Präsentations- und Dokumentationsmethoden wie z. B. Protokolle und Portfolios ein.

Umsetzung:

Es steht in dem Kurs nicht nur das Fachliche im Vordergrund, sondern wichtig sind auch das Methodische und natürlich die Soft Skills. Die Studierenden lernen - und das ist das Entscheidende - die Überbrückung von der Theorie zur Empirie. Zu den Aufgaben der Studierenden gehören u.a. die Formulierung von Thesen, die Entwicklung von Indikatoren, die Entwicklung von Fragebögen oder anderen Methoden, mit denen sie empirisch arbeiten wollen. Sie müssen ihre Zeitpläne selbst erstellen, Kontakte zu Institutionen herstellen und immer wieder schriftlich und mündlich über ihren Arbeitsstand berichten. Wir haben auch darüber diskutiert, wie Teamarbeit organisiert werden kann und wie man sich bei Problemen im Team verhalten kann. Die Studierende üben, Feedback zu geben und Feedback zu bekommen und sie müssen moderieren, präsentieren und diskutieren. Sie können Fehler machen, solange – das ist jetzt wieder das Entscheidende – sie diese reflektieren und sie für sich daraus lernen.

Im Idelfall werden die Studierenden mit diesem Projekt auch auf ihre Bachelorarbeit vorbereitet. Wenn Sie am Ende z. B. Forschungsbedarfe benennen und problemorientierte Untersuchungsziele formulieren können. Wenn sie zumindest eine, vielleicht auch mehrere Methoden des empirischen Arbeitens verstanden und eingeübt haben. Ihnen werden in dem Kurs die Grundprinzipien des Projektmanagements vorgestellt und ganz konkret auch Hilfsmittel zur Projekt- und Zeitplanung an die Hand gegeben.

Frage: Wie haben Sie die Veranstaltung vorbereitet? Worauf sollen Lehrende bei der Planung achten?

Kern:

Studienprojekte erfordert einen höheren Aufwand seitens der Lehrenden als bei einer anderen Lehrveranstaltungsform. Allerdings kann man nach einmaliger Durchführung eines Studienprojektes ein paar Dinge auf nachfolgende Projektveranstaltungen übertragen und „wiederverwerten“. Mittlerweile habe ich eine gewisse Grundstruktur und weiß z.B., wie viel Zeit ich zur theoretischen Einarbeitung zur Verfügung stellen darf und wann ich zur Praxis überleiten muss. Das überlege ich mir nicht jedes Mal neu. Aber alles Fachbezogene und die daraus resultierenden Arbeitsschritte, Zeitvorgaben usw. werden jedes Mal neu entwickelt. Das Wichtigste sind klare Strukturen.

Umsetzung:

Klare Strukturen sind zum einen für mich und zum anderen für die Studierenden wichtig. Es muss allen Beteiligten klar sein, auf welcher Ebene dieses Projektes ich - als Lehrende - mich und wo sich die Studierenden befinden. Geht es gerade um die wissenschaftliche Forschungsfrage, geht es um das Projektmanagement oder geht es um die Reflektion des Arbeitsprozesses? (s. Abb.)

Abbildung 1: Ebenen zur Bewertung und Reflektion innerhalb der Projektarbeit

Transparenz ist immer wichtig und sollte bei jeder Lehrveranstaltung gegeben sein. Was ich bei Studienprojekten enorm relevant finde ist, dass die Studierenden zu den einzelnen Arbeitsschritten regelmäßig Feedback erhalten. Denn die Arbeitsschritte bauen aufeinander auf. Nach ein paar Arbeitsschritten sollte ein Feedback erfolgen.

Ich bin zunehmend begeistert vom „Peer Reviewing“. Damit meine ich hier, dass die Gruppen beispielsweise ihre verschiedenen Fragebögen untereinander austauschen und die eine Gruppe den Fragebogen der anderen Gruppe liest. Ich selbst habe nie so viel über wissenschaftliches Arbeiten gelernt, wie seitdem ich studentische Hausarbeiten lesen muss und sehe, was „toll“ oder was „nicht so toll“ ist. Ich will damit den Studierenden ermöglichen, einfach einmal einen Einblick darein zu bekommen, wie die anderen das machen und daraus zu lernen.

Und was ich außerdem seitens der Lehrenden sehr wichtig finde, ist ein gutes Zeitmanagement, um das Zeitmanagement der Studierenden im Auge zu behalten und da ganz klar Meilensteine zu setzen und zu sagen: „Wenn ihr bis zu dem Termin eure ersten Aufgaben nicht geschafft habt, dann reicht der Rest des Semesters nicht mehr für die Arbeiten, die ihr noch vor euch habt.“

Ich setze also nur die großen Meilensteine, z. B.: „Jetzt müsst ihr anfangen, euren empirischen Teil zu entwickeln oder bis dann müsst ihr euch in die Theorie soweit eingelesen haben, dass ihr eure Fragebögen entwickeln könnt.“ Dazwischen und danach organisieren die Studierenden ihr Zeitmanagement und setzen ihre eigenen Meilensteine, die projektabhängig sind. Ich mache nur so grobe Etappen deutlich, einfach um zu verhindern, dass das ein oder andere Team zurück bleibt.

Frage: Wie werden Sie die studentische Leistung bewerten?

Kern:

Ich werde die Leistung der Studierenden anhand eines von ihnen erstellten Portfolios bewerten. Zu dem Portfolio gehören ein Endbericht und eine Reflektion des Lernprozesses sowie Dokumente, die die einzelnen Arbeitsschritte der Teams verdeutlichen. Der Endbericht wird schriftlich, möglichweise zudem auch mündlich sein. Ob es einen mündlichen Bericht gibt, richtet sich nach dem Interesse der externen Partner. Darüber hinaus hängt die genaue Ausgestaltung des Portfolios damit zusammen, dass die Leistungen in den einzelnen Arbeitsphasen, die für die Fertigstellung eines Projektes erbracht werden müssen, sehr unterschiedlich sind. Zurzeit sind die Studierenden zum Beispiel dabei, zu versuchen, aus der Theorie heraus Thesen abzuleiten, von denen aus sie zu Indikatoren kommen, die dann zu Fragestellungen für einen Fragebogen führen. Das hat viel mit Theorieverständnis, Argumentation und Logik zu tun. Das ist eine andere Anforderung, als hinterher einen Bericht zu schreiben. Ich finde, dass unterschiedliche Anforderungen in die Bewertung eingehen dürfen und müssen.

Umsetzung:

Aktuell habe ich mich mit den Studierenden darauf geeinigt, dass sie im Portfolio mitentscheiden können, aus welchen Phasen sie welche Dokumente oder Belege für ihre Arbeit beilegen. Es ist so, dass ich nicht alles sehen will, was im Verlauf ihres Arbeitsprozesses geschieht.

Also wenn sie jetzt zum Beispiel von jedem ihrer Treffen ein Protokoll erstellen, möchte ich nicht hinterher alle Protokolle sehen. Aber es steht ihnen dann frei zu sagen: „Wir möchten aber auch mal eines unserer Protokolle beispielhaft in dieses Portfolio einfügen.“ Oder sie arbeiten mit Tabellen, um den Übergang von der Theorie zur Empirie zu schaffen. Und das sind Inhalte, die hinterher im Bericht so nicht stehen. Die Studierenden könnten aber sagen: „So, da steckt aber unsere ganze logische Überlegung drin und deswegen möchten wir diese Tabelle in das Portfolio einstellen.“ Die Qualität der empirischen Arbeit kann auch dann belegt werden, wenn Befragungen durchgeführt und die Transkripte der Interviews beigefügt werden.

Ich werde meine Bewertung wahrscheinlich für drei Teile vornehmen, nämlich

  1. die Bearbeitung des Forschungsprojektes mit Theorie und Empirie,
  2. die Dokumentation der Ergebnisse,
  3. die Reflektion des eigenen Lernprozesses.

Zu diesen drei Teilen werden von den Studierenden unter­schiedliche Bestandteile in das Portfolio gelegt. Das Portfolio wird von dem jeweiligen Team erstellt und es gibt auch eine Teamnote.

Wenn ich als Leitung des Projekts merke, dass die Teamarbeit im Teilprojekt nicht gut funktioniert, dann bitte ich die Studierenden mir das mitzuteilen. Dann benote ich das Portfolio nicht insgesamt, sondern die jeweiligen Arbeitsteile separat und der/die jeweilig/e Studierende erhält seine/ihre individuelle Note.

Frage: Worauf muss man bei der Durchführung einer Veranstaltung in Projektform aus Ihrer Sicht besonders achten? Was könnten mögliche Stolpersteine sein?

Kern:

Der größte Stolperstein ist aus meiner Sicht die Komplexität dieses Lehrformates. Es muss stets darauf geachtet werden, auf welcher Ebene und in welcher Phase die Studierenden gerade arbeiten und welche Rolle ich dabei habe.

Umsetzung:

Die drei Projektebenen (wissenschaftliche Fragestellung theoretisch und empirisch bearbeiten - Projektmanagement erproben - Arbeitsprozess reflektieren) muss man ständig parallel zueinander beachten. Das ist für mich nicht einfach und für die Studierenden noch schwieriger. Außerdem würde ich die Studierenden mit der Zeitplanung nicht ganz allein lassen. In gewissem Rahmen setzen sie ihre Zeitplanung, aber ich versuche, sie dabei zu beraten. Ich weise sie z .B. darauf hin, dass nicht jeder Ansprechpartner sofort zur Verfügung stehen wird und dass manches einen längeren Vorlauf braucht, als sie erwarten.

Eine Aufgabe der Studierenden ist es, am Ende ihren Projekterfolg zu evaluieren. Dazu müssen sie von Anbeginn Indikatoren entwickeln, mit denen sie am Ende überprüfen können, inwieweit sie ihre Ziele erreicht haben. Das ist sehr schwierig, weil es sich auf einer Metaebene abspielt und der Erfolg des Projektes unabhängig von der Qualität der Forschungsergebnisse beurteilt werden kann. Ich kann z.B. sagen: „Ich habe den richtigen Projektpartner gewählt“, aber trotzdem kann es sein, dass meine grundlegende Fragestellung irgendwie nicht gut war. Das sind zwei unterschiedliche Bezugsgrößen, über die wir gerade immer wieder sprechen und die derzeit unsere größte Herausforderung sind.

Ein weiterer Stolperstein ist, dass man als Lehrende nicht immer genug Zeit dafür einplant, mitzuverfolgen, woran die Teams gerade arbeiten. Ich muss mich z. T. echt überwinden, mich immer wieder in die Detailplanungen der einzelnen Teams einzudenken. Und die Versuchung, das nicht zu tun, ist in Anbetracht der anderen Arbeit, die man noch zu erledigen hat, relativ groß.

Als Lehrende ist es auch eine Herausforderung zu entscheiden, wie stark man die Arbeit der Studierenden beeinflusst. Einerseits muss in den einzelnen Teams nicht alles perfekt laufen und die Studierenden sollen gerade durch die Reflektion ihrer eigenen Fehler lernen. Andererseits muss ich aber auch verhindern, dass ein Projekt vor die Wand fährt und auch dafür sorgen, dass das Geographische Institut nach außen gut vertreten wird. Wenn die Studierenden beispielsweise im Namen des Geogra­phischen Institutes Befragungen durchführen, dann könnte ich sie nicht mit einer mangelhaften Vorbereitung der Fragebögen losschicken. Vor allem nicht, wenn es sich bei den Befragten um Experten handelt, die uns als Kooperationspartner wichtig sind. Alles in allem ist die Frage nach dem Eingreifen in den an sich selbständigen Arbeitsprozess der studentischen Teams eine ständige Gratwanderung.

Studentische Ausstellungen digital erweitern: Analoge Informationsangebote mit interaktiven Inhalten verknüpfen. Ein Praxisbericht

Die studentische Ausstellung „1968 – Wie politisch war Bochum?“

Im Wintersemester 2018/19 erstellten Masterstudierende der „Public History“ in der Übung Museen und Ausstellungen in der Public History gemeinsam mit den Kursleitenden Dr. Ralph Trost und Deborah Handtke eine Ausstellung zum Thema 1968 – Wie politisch war Bochum?. Ich war Teil dieses Seminars und möchte Ihnen hier meine Erfahrungen über digital gestützte Projektarbeit mitteilen.

Die wissenschaftliche Disziplin der Public History, übersetzt „öffentliche Geschichte“, ist nicht einheitlich definiertet. Das Aufgabenspektrum von Public Historians lässt sich als Trias betrachten. So produzieren sie nicht nur Geschichte, sie reflektieren gleichsam auch über historische Produkte und haben letztlich die Aufgabe die Öffentlichkeit im kritischen Umgang mit historischen Darstellungen zu schulen. Die Disziplin umschreibt somit Geschichte in der Öffentlichkeit und die Auseinandersetzung damit.
Siehe auch: Martin Lücke; Irmgard Zündorf: Einführung in die Public History (UTB, Nr. 4909. Geschichte), Göttingen 2018. Uwe Danker: Public History – außerschulisches historisches Lernen, in: Jan Erhorn; Jürgen Schwier (Hgg.): Pädagogik außerschulischer Lernorte. Eine interdisziplinäre Annäherung. Bielefeld 2016, S. 187-212. Habbo Knoch: Wem gehört die Geschichte? Aufgaben der „Public History“ als wissenschaftliche Disziplin, in: Wolfgang Hasberg; Holger Thünemann (Hgg.): Geschichtsdidaktik in der Diskussion. Grundlagen und Perspektiven. Frankfurt a.M. 2016, S. 303-346.

 

Die Übung ist Teil des Masterstudiengangs Public History, welcher auf die gestiegene Aufmerksamkeit und das vermehrte öffentliche Interesse an Geschichte reagiert. Die Inhalte des Studiengangs umfassen unter anderem Erinnerungs- und Geschichtskultur und deren öffentliche Repräsentationen. Die Sonderausstellung ist im Rahmen des inSTUDIESplus-Projekts „Authentische Wissenschaftsvermittlung im Museum“ entstanden und Interessierte konnten sie zum Wintersemester 2019/20 an der Ruhr-Universität Bochum besuchen. Ziel der praktischen Übung war es, dass Studierende eine eigene Ausstellung konzipieren, um durch persönliches praktisches Handeln Kompetenzen zur Geschichtsvermittlung im musealen Kontext erwerben und ihr theoretisches Wissen darüber reflektieren.

 

Die 68er-Bewegung als Lehrgegenstand

Das Hauptaugenmerk der Lehrveranstaltung lag auf der gemeinschaftlichen Ausarbeitung einer studentischen Ausstellung. Die 68er-Bewegung in Bochum zu thematisieren, war eine Idee von uns Studierenden, die sich aus dem 50. Jahrestag der Bewegung und der Frage nach der regionalen Betroffenheit ergab. 1968 war ein Jahr des Aufbruchs und der Proteste. Seit der zweiten Hälfte der 60er Jahre wuchs die Proteststimmung in den Weststaaten, insbesondere unter Studierenden. In Deutschland werden diese Proteste heute als 68er-Bewegung bezeichnet. Die Studentenproteste wurden in der Öffentlichkeit kontrovers beurteilt und diskutiert. Für uns stellten sich zwei Fragen: Wie sah das politische Klima dieser Zeit in Bochum aus und wie thematisieren wir dies in einer Ausstellung?

Beginnend mit der politischen Situation der 1968er, stellten wir uns die Fragen, wie sich ehemalige Studierende der damals neu gegründeten Ruhr-Universität an die 68er erinnern, wofür sie sich engagierten oder welche Ereignisse sie besonders prägten. Die unterschiedlichen Perspektiven veranschaulichten wir in der Ausstellung durch Fotografien, Zeitungsartikel, Erinnerungsstücke sowie persönliche Rückblicke durch Interviews mit Zeitzeug*innen. Ein passend dazu erarbeitetes digitales Begleitformat erweitert die Ausstellung um interaktive Elemente und zeigt weiteres Quellenmaterial, welches wir in der Ausstellung nicht zeigen konnten.

 

Digital anders informieren

Oftmals ist das Einzige, was von einer Ausstellung übrigbleibt, der analoge Ausstellungskatalog. Außerdem ist es eine Herausforderung, Videos oder Audioclips in einem Ausstellungsraum zu präsentieren, der keine eigenen multimedialen Möglichkeiten bietet.

Wir Studierenden beschlossen, die Ausstellung nicht nur in den Vitrinen des Gebäudes GA zu präsentieren, sondern die Geschichte der Bewegung in Bochum zusätzlich digital zu zeigen. Digitale Elemente ergänzen und vertiefen die klassische Ausstellung um ein weiterführendes multimediales Angebot. Die Besucher*innen konnten mit internetfähigen Endgeräten mittels QR-Codes über das Vitrinenangebot hinaus weiterführende Inhalte zur Ausstellung entdecken, zeitgenössische Quellen betrachten und damit interagieren. Darunter waren der digitalisierte Ausstellungskatalog, eine interaktive Zeitleiste, Bilder, Videos, Audioaufnahmen und sogar eine interaktive Karte zu finden. Mithilfe des digitalen Formats können auch externe Interessierte barrierefrei auf das Angebot zugreifen. Ein weiterer Vorteil der digitalen Erweiterung ist, dass auch wenn die Exponate in der Vitrine ausgetauscht werden, die digitale Begleitausstellung darüber hinaus erhalten bleibt. Zwar kann sie die Ausstellung nicht im Ganzen abbilden, doch eröffnet sie weitere, alternative Zugänge als der Ausstellungskatalog.

 

Umsetzung

Lehrenden der RUB steht Moodle als Lernplattform zur digitalen Unterstützung von Veranstaltungen zur Verfügung. Moodle bietet eine Infrastruktur, die kreativen Handlungsspielraum ermöglicht. Wir entschieden uns daher für Moodle als Vermittlungsplattform der digitalen Inhalte unserer Sonderausstellung und legten einen Kurs für unser Projekt an: Digitale Begleitausstellung 68 – Wie politisch war Bochum?

Die digitale Begleitausstellung beginnt mit den grundsätzlichen Fragen hinter der Ausstellungskonzeption: Welche Perspektiven und Sichtweisen auf die Proteste der 68er in der Ruhrgebietsstadt gibt es? Welche Reflexion fand der politische Aktivismus aus großen Städten wie Berlin und Frankfurt in der studentischen Kultur der gerade erst gegründeten Ruhr-Universität? Welche Themen bewegten die Student*innen in Bochum und wie sahen die Reaktionen darauf aus?

Ergänzt wird dieser kurze Einstiegstext durch eine H5P-Timeline (H5P ist eine freie und quelloffene Software zum Erstellen von interaktiven Inhalten für das Web, die mittels Plugin in Moodle eingebunden werden ist), auf der politische Ereignisse im Bochumer Raum sowie die Amtszeiten unterschiedlicher Rektoren der Ruhr-Universität aufgezeigt werden. Der Inhaltstyp „Timeline“ ermöglicht Ereignisse chronologisch in Form einer Zeitleiste darzustellen. Dieser soll den Besucher*innen einen Überblick über die politischen Aktionen an der Ruhr-Universität ermöglichen.

Der zweite Reiter im Moodle-Kurs enthält den digitalen Ausstellungskatalog. Der Nächste enthält ein zeitgenössisches Video über die Studierendenproteste vor dem Rathaus gegen die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG.

Der vierte Reiter präsentiert eine interaktive Karte der Ruhr-Universität, die politische Aktionen auf dem Campus darstellt. Mithilfe von mobilen Endgeräten können Besucher*innen auf Basis der App „TaleBlazer“ in ihrer Umgebung versteckte Inhalte entdecken und so die politischen Aktionen der 68er auf dem Campus virtuell nachverfolgen. TaleBlazer ist eine Augmented Reality Software. Die App ermöglicht den Nutzer*innen, ihre eigenen ortsbezogenen virtuellen Touren oder Spiele mit einem Smartphone zu erstellen oder z. B. als „digitale Schnitzeljagd“ zu spielen.

Foto: interaktive Karte der Ruhr-Universität, die politische Aktionen auf dem Campus darstellt, Quelle: Moodle-Kurs

Foto: eines von insgesamt zwei Zeitzeug*inneninterviews, Quelle: Moodle-Kurs

Foto: „Wir Gründerstudenten“, Quelle: http://wirgruenderstudenten.de/?page_id=3637, zuletzt aufgerufen am 25.01.2019

 

Eines von insgesamt zwei Zeitzeug*inneninterviews wird im Moodle-Kurs als Audiodatei verfügbar gemacht. Transkribierte Zitate aus dem Gespräch sind zusätzlich im Ausstellungskatalog zu finden. Besuchende der Ausstellung können somit nicht nur die pointierten Ergebnisse des Interviews einsehen, sondern auch die Stimme der Zeitzeugen*innen hören, was zu einer persönlicheren Rezeption der Thematik führt.

Die restlichen drei Reiter des digitalen Begleitkurses in Moodle beinhalten Texte und Bildmaterial zum Studentenparlament, dem kollektiven Gedächtnis und den Studentenverbindungen der damaligen Zeit.

 

Ausstellungsentwicklung

Die Arbeit an der hier beschriebenen Sonderausstellung zeichnete sich durch die Komplexität der Aufgabe und der Arbeitsmethoden aus. Die einzigen Vorgaben von Seiten der Lehrenden bestanden darin, dass es eine Abgabefrist für die Katalogtexte und einen Termin für die Ausstellungseröffnung gab. Im Projekt hatten wir große und kreative Entscheidungs- und Handlungsspielräume, um unsere Interessen, Vorstellungen und Erfahrungen einzubringen. Dies erstreckte sich von der Themenauswahl mit der Quellensuche über die Designvorstellungen der Ausstellung bis hin zum Layout des Ausstellungskataloges.

Für den Aufbau der Online-Inhalte zur Informationsvermittlung im Rahmen einer Ausstellung war grundlegend, dass wir die Kommunikationsziele des Mediums bestimmen sowie die Inhalte entwickeln. Die digitalen Inhalte konnten wir erst erstellen, als wir die Entscheidung zu den Ausstellungsstücken und die Arbeit an Texten abgeschlossen hatten. Vorweg mussten wir eine Erlaubnis über die Benutzung der Leihgaben und Inhalte (z. B. Zeitzeugenaufnahme) einholen.

 

Folgende Schritte durchliefen wir Studierenden in der Übung:

  1. Projektinitiative: Die Dozierenden stellten zu Beginn die Seminarziele und die Seminarstruktur vor
  2. Vorbereitung: Fachliche Inhalte (z. B. anhand von Beispielen) erarbeiten:
    1. Was ist ein Museum? / Welche Museumsarten gibt es?
    2. Was ist eine Ausstellung? / Wie konzipiert man sie?
    3. Wie wird ein Ausstellungsobjekt ausgewählt?
    4. Wie werden Ausstellungstexte erstellt? Was ist das Besondere an Bereichs- und Objekttexten? (Welche Textsorten gibt es in einer Ausstellung?)
    5. Wie wird ein Ausstellungskatalog erstellt?
    6. Welche logistischen Vorkehrungen müssen vor Ausstellungseröffnung getroffen werden? (Sicherheit, Infrastruktur, Brandschutz etc.)
    7. Wie sollte eine Ausstellung beworben werden?
  3. Detailplanung und Durchführung:
    1. Gemeinschaftlich wird das Kommunikationsziel bestimmt und festgelegt.
    2. Abstimmung über die Plattform auf der die digitalen Inhalte zu finden sind.
    3. Die Inhaltsthemen werden auf uns Studierende verteilt und alle zwei Wochen der Stand und weitere Schritte besprochen.
    4. Drei Wochen vor Ausstellungsbeginn nehmen die Dozierenden die Katalogtexte ab, damit der Katalog gedruckt werden kann.
    5. Sobald der Katalog steht, werden die digitalen Erweiterungen erarbeitet und vor Beginn der Ausstellung von den Dozierenden abgenommen. Hierbei sind Aspekte der nutzerfreundlichen Bedienung und Interaktivität zu beachten.
    6. Zwei Wochen vor Ausstellungsbeginn sollten die Objekttexte fertig sein und die entsprechenden Schilder für die Ausstellung gedruckt werden.
    7. Die digitalen Inhalte müssen auf Passung und Richtigkeit überprüft werden, bevor die Ausstellung eröffnet wird.

 

Gelingensbedingungen für studentisches Projektlernen

Für die erfolgreiche Durchführung von Projektlernen müssen die Studierenden ihre Fähigkeit über Mechanismen der Motivations- und/oder Emotionskontrolle nutzen. Sie müssen ihre Lernabsichten vor konkurrierenden Einflüssen schützen und für das jeweilige Lernen eigene Lernstrategien auswählen, um einen Plan für den eigenen Lernablauf zu konstruieren. Im Sinne des kooperativen Lernens sollten die zu bearbeitenden Gruppenaufgaben zu wechselseitiger Unterstützung und kooperativem Problemlösen einladen. Es muss sichergestellt werden, dass die Studierenden die Aufgaben in Arbeitspakete aufteilen und selbstständig ihre Aufgaben übernehmen.
Vgl. auch: Schaumburg, Heike; Issing, Ludwig J.: Lernpsychologische und didaktische Aspekte des Online-Lernens, in: Meister, Dorothee M. (Hg.): Online-Lernen und Weiterbildung (Bildung und neue Medien, 5), Wiesbaden 2004, S. 77–90.

 

Wir Studierenden sammelten in der praktischen Übung Erfahrungen in der Ausgestaltung von Ausstellungen und bearbeiteten geschichtliche Themenkomplexe, indem wir uns zunächst dem Themengebiet näherten, einen Plan für die Ausstellung entwarfen, diesen umsetzten und damit das Themengebiet ansprechend aufbereiteten.

Gerade der zeitliche Rahmen von vier Monaten ist bei der Erstellung eines solchen Projekts nicht zu unterschätzen. Bis wir die theoretischen Rahmenbedingungen des musealen Arbeitens erarbeitet hatten, verging bereits ein Monat. Die Themenfindung, die Recherche und die Auswahl der Quellen und Exponate benötigt ebenfalls ihre Zeit. Als ein heterogenes studentisches Team mussten wir uns regelmäßig treffen, um individuelle Stärken und Vorlieben zu ermitteln, Ziele auszuformulieren und Herausforderungen zu besprechen. Zeitmanagement, bzw. ein grober Zeitplan, ist für eine solche Projektarbeit äußerst hilfreich. An dieser Stelle können Lehrende wichtige Hinweise und Unterstützung anbieten. In dieser Arbeit ändert sich die Rolle der Lehrenden von der eines Wissensvermittelnden hin zu Lernbegleitenden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Zeiträume im Seminar geschaffen werden müssen, an denen die Studierenden sich untereinander und mit den Lehrenden austauschen können.

Für die Erstellung digitaler Inhalte müssen die technische Infrastruktur und die vollständigen Inhalte vorhanden sein. Fragen, die hierzu im Vorfeld besprochen werden sollten, waren:

  • Wird ein Lernziel mit der Ausstellung verfolgt oder steht die Informationsvermittlung im Vordergrund?
  • Gibt es eine Plattform, auf der die Ausstellung frei zu finden sein wird?
  • Welche Arten von Inhalten sollen vor Ort und welche digital gezeigt werden?
  • Wie steht es um das Urheberrecht der genutzten Artefakte?
  • Mithilfe welches Tools sollen interaktive Inhalte erstellt werden? Wer erstellt das Konzept dazu? Wer setzt um?
  • Wie kann eine Qualitätssicherung aussehen?

Gerade der Aspekt der Nutzungsrechte ist zentral. Bildrechte und Regeln, die sich aus Datenschutzgrundverordnungen ableiten, müssen Beteiligte solcher Projekte im Vorfeld klären, da es sonst an visuellem Material fehlt.

 

Fazit

Die von uns Studierenden gemeinschaftlich erstellte Sonderausstellung hat mir die Möglichkeit gegeben, museale Vermittlungspraktiken der 68er-Bewegung aus einem praxisnahen Blickwinkel zu betrachten. Durch die praktische Arbeit an einem eingegrenzten, spannenden Thema und die gemeinschaftliche Auseinandersetzung innerhalb der Public Historians fiel es mir leichter, mein Wissen zur Thematik zu vertiefen und motivierte mich, auch die theoretischen Aspekte nach wissenschaftlichen Maßstäben zu reflektieren.

Die individuellen offenen Zugänge im Projekt und die Herausforderungen in der Gruppenkoordination förderten meine Bindung zur Ausstellung. Vor allem die Tatsache, dass die Umsetzungsart der digitalen Inhalte offengelassen wurde, ermöglichte neue Gestaltungsspielräume und steigerte die Motivation, Inhalte im digitalen Raum anders darzustellen. Auch für den restlichen Jahrgang entstand so ein Forum, anhand dessen sie anderen ihre Arbeit zeigen können. Am Ende steht ein Produkt, das ich gerne zeige und welches den Studieninhalt meines Jahrgangs auch für alle Interessierten längerfristig zugänglich macht.

 

Literatur

Danker, Uwe: Public History – außerschulisches historisches Lernen, in: Erhorn, Jan; Schwier, Jürgen (Hgg.): Pädagogik außerschulischer Lernorte. Eine interdisziplinäre Annäherung. Bielefeld 2016, S. 187-212.

Knoch, Habbo: Wem gehört die Geschichte? Aufgaben der „Public History“ als wissenschaftliche Disziplin, in: Hasberg, Wolfgang; Thünemann, Holger (Hgg.): Geschichtsdidaktik in der Diskussion. Grundlagen und Perspektiven. Frankfurt a.M. 2016, S. 303-346.

Lücke, Martin; Zündorf, Irmgard: Einführung in die Public History (UTB, Nr. 4909. Geschichte), Göttingen 2018.

Schaumburg, Heike; Issing, Ludwig J.: Lernpsychologische und didaktische Aspekte des Online-Lernens, in: Meister, Dorothee M. (Hg.): Online-Lernen und Weiterbildung (Bildung und neue Medien, 5), Wiesbaden 2004, S. 77–90.

Softwaretools für Projektmanagement (Auswahl)

Windows-Plattform

Apple/MacOS-Plattform

Linux-Plattform

Plattformunabhängig (oder es sind verschiedene Versionen verfügbar)

Literatur

  1. GPM / Michael Gessler / SPM
    Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3)
    Verlag GPM; 4. Aufl. 2011
  2. Heinz Schelle
    Projekte zum Erfolg führen
    Beck-Wirtschaftsberater im dtv; 6. Aufl. 2010
  3. Heinz Schelle / Roland Ottmann / Astrid Pfeiffer
    Projektmanager
    GPM / IPMA; 3. Aufl. 2008
  4. Karsten Altenschmidt
    Service Learning als Projektmanagement-Aufgabe
    in: Altenschmidt / Miller / Stark [Hg.] – Raus aus dem Elfenbeinturm?
    Beltz Verlag; 2009
  5. Klaus Tumuscheit
    „Alle ziehen am selben Strang!“ – 55 Mythen des Projektmanagements
    Orell Füssli; 2013
  6. Hedwig Kellner
    Projektmeetings – professionell und effizient
    Carl Hanser Verlag; 2003

Weitere Weblinks

Autor*in

  • M.A. Tom Blank, freiberuflicher Berater und Moderator , info@tomblank.de